Kultur in Zeiten der Corona: Das wird man sich merken müssen

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Kommentar: Manches steht auch ganz gut auf dem Kopf, und man weiß dann wieder, wofür man einander braucht.

Wenn wir dann die Welt wieder vom Kopf auf die Füße stellen, dann werden wir das hoffentlich nicht überkonsequent machen. Man wird sich vieles merken müssen aus dieser Zeit, und ja: viel Gutes.

Man darf sich etwa ruhig jetzt immunisieren, zumindest für ein bisschen, gegen den prinzipiellen Dauergrant auf den ORF. Keine Sorge, wir werden weiter viel Kritikwürdiges dort finden – im Detail. Aber im Prinzip gibt er in Zukunft wohl weniger leicht politisches Kleingeld her.

Dasselbe gilt für die Kunst und die Kultur. Man kann das schon notieren, für später: Die Welle an Entgegenkommen, an Angebot und Nachfrage zwischen Künstlern und Publikum, an Zusammenhalt und Freundlichkeit, das ist nachhaltiger als das gegenseitige Zwicken, in das man im Beziehungsalltag zuletzt verfallen ist.

Zahllose (ja, hier stimmt das mal) Künstlerinnen und Künstler haben in wenigen Tagen Wege gesucht, zum Publikum zu finden. Neil Young und Chris Martin geben Heimkonzerte, Michael Niavaranis Globe Theatre stellt Vorstellungsmitschnitte online.

Das Theater an der Wien streamt die abgesagte „Fidelio“-Premiere – und ORF2 zeigt sie auch, am Freitag, 20. März, um 22.30 Uhr. Die niederösterreichischen Büchereien schalten für Landesbewohner auf gratis um, die Buchhändler österreichweit richten Telefon-Bestellhotlines ein und liefern. Der „Österreichische Vorlesetag“ verlegt sich auf YouTube – und lädt die Zuhausesitzenden zum Mitmachen ein.

Die Filmstudios zeigen ihre Filme schneller online.

Die Berliner Philharmoniker, die Wiener Staatsoper öffnen ihre Online-Angebote. Viele weitere Ideen gibt es.

Das alles zeigt, insbesondere im derzeitigen Mangel, auch, wozu wir Kunst und Kultur brauchen – für ein Miteinander, das diesen Namen verdient, für jene Geschichten, an denen wir das Leben messen. Auch den Zettel, auf dem man sich das notiert hat, werden wir hoffentlich finden, wenn der Alltag wieder einsetzt: Man darf das derzeitige Verhältnis zwischen Publikum und Künstlern ruhig so lassen, das steht ganz gut auf dem Kopf.

Man ist füreinander da, und fürs gegenseitige Maßnehmen. In schwierigen Momenten machen die Menschen gemeinsam Musik, singen mitsammen, erzählen einander von besseren oder noch schlechteren Zeiten. Das ist keine Nebensächlichkeit. Das ist ein Lebenswert, den man nie beiseitelassen darf.

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