Morddrohungen
Eins seiner Werke, das den Volkszorn besonders angeheizt hat, war ein Herz Jesu-Bild, das er 2009 mit einem Schafstotenkopf kombiniert hat. Ausgangspunkt war eine „unschuldige“ Überlegung über Werbung und knochige Models. Das Bild reflektierte darüber, dass Christus von der katholischen Kirche als Werbeträger benutzt wird und der Schafsschädel machte sich über die „Schafsköpfe“ lustig, die auf Werbung hereinfallen.
Martin „Pornojäger“ Humer bezichtigte Raneburger der Blasphemie und nach dem zweiten Tag wurde die Ausstellung geschlossen. Sie wurde mit verhängten Bildern wieder geöffnet, aber Raneburger erhielt weiterhin Morddrohungen. „Heute kann ich ja darüber lachen, aber damals war das nicht lustig, vor allem für meine Familie.“
„Ich bin in einer Zeit aufgewachsen, in der die Kunst vorausgegangen ist. Kunst muss eine Gefahr sein“, erklärt Raneburger seinen Kunstbegriff. Die junge Künstlergeneration ist ihm daher mitunter heutzutage zu angepasst: „Ich vermisse da das Vorpreschen, die Anarchie, das – Verzeihung – auf den Tisch Scheißen.“
Blumen aus Fleisch
Er selbst konzipiert seine Ausstellungen nach den Eindrücken, die rund um die Galerie oder das Museum hat. So ist etwa die Serie „Don’t talk about the flowers“ entstanden. „Die Galerie lag in einer ,besseren Gegend‘“. Da regte sich in Raneburger Widerstand, den er in seiner Arbeit ausdrücken wollte. „Wir sind alle gleich. Ich hab dann überlegt, was uns alle eint. “ Wer die Fotografien von eigentümlichen „Fleischblumen “ (so nennt sie Galeristin Martina Dorner) näher betrachtet, der kriegt schnell eine Ahnung, was Raneburger als Antwort gefunden hat. „Arschlöcher.“ Er reiste dafür mit seiner Tochter, die Fotografin ist, durch ganz Österreich und dokumentierte Anusse, „von Männern, Frauen, weiß, schwarz, alt, jung.“ Der Titel der Reihe bedeutet auf Deutsch übrigens: „Red nicht um den heißen Brei herum.“
Putin als Esel
In der Veranstaltungslounge des KURIER hängt seit kurzem ein Werk von Peter Raneburger, das den russischen Präsidenten Wladimir Putin zeigt. Allerdings mit einem Eselskopf versehen. „Es soll zeigen, zu welchen Auswüchsen Sturheit führt.“ Das Werk stammt aus der Reihe „Kranke Köpfe“, die der Künstler bereits 2002 gestartet hat. Damals hat er freilich psychisch kranke Menschen porträtiert (und interviewt). Der Zugang hat sich nun etwas gewandelt, hin zu historischen Figuren, vorzugsweise Diktatoren.
Dieses Bild ist übrigens bereits kurz vor dem Beginn des Angriffskriegs auf die Ukraine entstanden. Galeristin Dorner erzählt, dass es bei der Kunstmesse in Wien nicht nur positive Reaktionen gab: „Eine Russin ist zu mir gekommen und hat mir auf die Füße gespuckt.“
In weniger feindseliger Atmosphäre kann man Werke von Peter Raneburger derzeit noch bis 29. September in der Schau „our pest“ in der Galerie in der Mitte in Hopfgarten in Defereggen sehen.
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