"Kismet": Ein märchenhafter Spaß

Der Ohnmacht nahe: Rod Gilfry (Hajj) fängt Kim Criswell (Lalume) auf
Mit dem selten gespielten Musical "Kismet" landet die Wiener Volksoper einen Volltreffer.

Braucht man das? Diese Frage war im Vorfeld gelegentlich auch zu hören. Die Antwort nach der konzertanten Premiere (Reprisen: 28. und 31. Jänner)des Musicals "Kismet" im Haus am Gürtel lautet: Szenisch eher nicht, musikalisch dafür umso mehr.

Denn "Kismet" – verfasst von Robert Wright und George Forrest und 1953 am Broadway uraufgeführt – basiert fast ausschließlich auf der Musik des großen Komponisten Alexander Borodin, dessen "Fürst Igor" ab 19. März an der Volksoper zu erleben sein wird. Wright und Forrest haben für ihr orientalisch angehauchtes Musical Borodins Musik schlicht und ergreifend in teils bombastisch-schmissige Broadway-Klänge der 50er-Jahre gesetzt, bedienten sich hemmungslos bei Symphonien, Streichquartetten, der Oper "Fürst Igor" oder den bekannten Polowetzer Tänzen des russischen Komponisten. Das Resultat sind überaus zündende Rhythmen, Songs mit Ohrwurm-Qualität und jede Menge Gute-Laune-Musik.

Diese wiederum ist in der Volksoper bei Dirigent Joseph R. Olefirowicz in besten Händen. Großartig, wie Olefirowicz – er spielt sogar mit – und die auf der Bühne platzierten Musiker dieses "Kismet" swingen lassen, wie sie den blendend aufgelegten Sängern Hit um Hit quasi auf dem Silbertablett servieren. Eine tolle Leistung!

Viel Ironie

Und es war von der Volksoper auch sehr klug, sich der ziemlich absurden Handlung auf ironische Art und Weise zu nähern. Chefdramaturg Christoph Wagner-Trenkwitz – er fungiert auch als gewohnt pointierter Erzähler – hat eigens kurze, witzige Zwischentexte verfasst, die sämtliche Zeit-und-Logiksprünge ermöglichen, ohne das Werk der Lächerlichkeit preiszugeben.

Lustig ist es aber dennoch, was der arme, sich mit Notlügen aus sämtlichen Katastrophen befreiende Poet Hajj, dessen schöne Tochter Marsinah, ein fescher, junger Kalif, ein böser Wesir und dessen flatterhafte Frau Lalume im Bagdad der Märchenzeit so erleben. Denn alle Sänger beweisen neben stimmlichen Können (man singt ohne Verstärkung) auch ihr komödiantisches Talent.

Kim Criswell etwa als vokale Urgewalt einer Lalume. Oder auch der prächtig singende Bariton Rod Gilfry in der Rolle des Hajj, die mit schönem Sopran glänzende Rebecca Nelsen als Marsinah, der höhensichere Ben Connor als Kalif und der exzellente Stefan Cerny als Wesir. Sie alle – wie auch das übrige, gute Ensemble – verhelfen der Volksoper zu einem Hit.

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