Die Kombination geht ganz logisch auf. Denn der Russe verehrte seinen 1911 verstorbenen Kollegen über die Maßen. 1974, im Jahr vor seinem Tod, schrieb er, der unter Stalins Regime gelitten hat, schwer gezeichnet von einer Krankheit, die ihm Hand und Bein lähmte, seine „Suite auf Verse von Michelangelo Buonarroti“, op. 145.
Seine Vertonungen der Gedichte des bedeutendsten italienischen Renaissancekünstlers sind wie der Abschied eines Menschen, der nichts mehr vom Leben und nichts mehr danach erwartet. Wie ein Trost vom Himmel klingt dagegen Mahlers „Urlicht“, wenn Goerne, der zartfühlende vokale Gigant, mit feinem Vibrato und dem warmen Timbre seines Baritons das „Röschen rot“ anhebt.
Höchste Empfindsamkeit
Hinterhäuser lässt mit höchster Empfindsamkeit den Schmerz der Vergänglichkeit spüren. Solche musikalischen Momente brennen sich in die Seele ein. Goerne kann aus dem Vollen schöpfen. Sein Bariton kann sich vom tiefen Bass in tenorale Höhen schwingen. Doch nie nur um des Effekts willen, alles hat eine Bedeutung wie bei seinem Partner am Klavier, der Emotionen mit Tiefsinn in Töne fasst.
Mit kristallinen Anschlägen, scharf wie Tropfen eines Eisregens intoniert er zu Beginn die Erbarmungslosigkeit in Schostakowitschs „Wahrheit“ oder lässt Sphärenklänge bei dessen „Liebe“ hören. Atemberaubend der Wechsel in Mahlers Farbenwelt wie die zarte Klage, die das Leid des Jünglings vorwegnimmt, der in „Nicht wiedersehen!“ seine Geliebte nur noch im Grab vorfindet. Mit Schostakowitschs „Tod“ schließen diese beiden Künstler denkwürdig den Kreis in ihrer musikalischen Seelenlandschaft.
Das Publikum würdigte diese vollkommenen Interpretationen mit höchsten Akklamationen.
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