Lange hat es gedauert, ehe "Le Grand Macabre " nun auch den Weg ins Haus am Ring gefunden hat. Denn das vom österreichisch-ungarischen Komponisten als "Anti-Anti-Oper" benannte Werk kam zwar bereits 1978 in Stockholm zur Uraufführung; an der Staatsoper wurde es bis dato aber noch nie (!) gespielt. Dafür jetzt fast exemplarisch. Denn Ligeti (1923 - 2006) hat mit "Le Grand Macabre " ein Meisterwerk geschaffen. Eine herrlich absurde, bizarre, satirische Groteske rund um Leben und Tod.
Worum geht es? Um alles und nichts zugleich. Wir befinden uns im sogenannten Breughelland (ja, benannt nach dem Maler) in dem alle Bewohner nur ein paar Dinge im Sinn haben: essen, trinken, Sex und Macht. Dann aber kommt plötzlich ein Herr Nekrotzar daher und verkündet den Weltuntergang. Doch die sehr irdischen Freuden wie Wein, Weib und Gesang machen seine Mission zunichte. Nekrotzar stirbt oder gibt wie in der Staatsoper einfach auf.
Jan Lauwers (auch Bühne und Choreografie) hat das Ring alles sehr punktgenau und mit viel Liebe zum Detail inszeniert. Ja, Breughel kommt im Bühnenbild vor, die herrlich bunten Kostüme von Lot Lemm sprechen eine klare Sprache: Seht her, das ist alles nur Spaß! Aber einer mit Tiefgang! Fabelhaft vor allem, wie Lauwers nebst den exzellenten Tänzerinnen und Tänzer auch die Sängerinnen und Sänger choreografiert hat. Das ist große Kunst.
Schönster Ligeti-Sound
Womit wir bei der musikalischen Seite wären, denn auch die ist große Kunst. Dirigent Pablo Heras-Casado sorgt am Pult des sehr geforderten und exzellenten Orchesters (ein Lob auch den Chor) für schönsten Ligeti-Sound. Da wird nebst Autohupen, Türklingeln oder Papierrascheln die halbe Musikgeschichte in kurzen Sequenzen lebendig und natürlich auch Ligetis ganz eigene, einzigartige Tonsprache. Top!
Auch die Besetzung ist gut gewählt: So gibt Georg Nigl einen wunderbar verzweifelten Nekrotzar, so ist Gerhard Siegel ein köstlicher Piet vom Fass und Wolfgang Bankl ein skurriler Astradamors, den Marina Prudenskaya als seine triebhafte Frau auch vokal herrlich schikaniert. Andrew Watts als Fürst Go-Go sowie Maria Nazarova und Isabel Signoret als junges Liebespaar sind ideal. Sarah Aristidou, Daniel Jenz und Hans Peter Kammerer füllen ihre Rollen solide aus.
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