Ligeti zitiert sich auch durch die halbe Musikgeschichte, sogar mit Autohupen. . .
Ja, Ligeti erforscht alle musikalischen Stile. Monteverdi, Mozart, Verdi, etwa das Finale zu „Falstaff“, auch Beethoven, das Finale der „Eroica“ – alles kommt in kurzen und bewussten Zitaten vor. Dabei behält Ligeti seine ganz eigene Klangsprache. Aber das Ganze ist ein wundervolles Kaleidoskop, das Sinn ergibt.
Wie lustig ist „Le Grand Macabre“? Immerhin geht es da um den Weltuntergang, der letztlich nicht stattfindet. . .
Es ist von Beginn an sehr humorvoll, da ist auch viel Action drinnen. Es ist eine Parodie, eine Groteske. Der Stoff ist zwar sehr ernst. Aber da ist auch sehr viel Distanz. Nach dem Motto: Lasst uns träumen, lasst uns Liebe machen, lasst uns alles nicht so ernst nehmen. Das ist doch ein schönes Statement auch in Zeiten wie diesen.
Sie dirigieren „Le Grand Macabre“ zum ersten Mal?
Ja. Es ist eine große Ehre, dieses Stück hier im Haus am Ring erstmals vorstellen zu können. Es wurde ja bis dato an der Wiener Staatsoper noch nicht gespielt.
Sie haben heuer ein sensationelles Debüt bei den Bayreuther Festspielen mit „Parsifal“ gegeben. Wie haben Sie das erlebt?
Es war der beste aller gelebten Träume. ,Parsifal’ in Bayreuth, in diesem mystischen Graben. Was ich sehr geliebt habe, war die Erfahrung, überhaupt dort arbeiten zu dürfen. Es war natürlich eine große Verantwortung, aber eine fantastische Erfahrung. Und „Parsifal“ kommt ja 2024 wieder.
Sie haben ein unfassbares Repertoire, haben Ihre eigenen Ensembles gegründet – wie geht sich das alles aus?
Ich bin einfach sehr neugierig. Ich finde, wir sollten das sogenannte Alte behalten, uns dem Originalklang annähern. Aber wir sollten auch in die Gegenwart und in die Zukunft gehen. Ich werde hier in Wien jetzt Konzerte mit Werken von Anton Bruckner und Georg Friedrich Haas dirigieren. In Paris kommt ein Werk von Salvatore Sciarrino, dann in Madrid meine ersten „Meistersinger von Nürnberg“. Auch für die Staatsoper gibt es sehr schöne Pläne.
Sie waren früher als Sänger aktiv. Vermissen Sie das?
Ja, manchmal vermisse ich es. Manchmal – in meiner Freizeit – sitze ich in einer Gruppe mit ein paar Sängern zusammen und singe. Aber nur privat.
Kommentare