Solche Dinge erfährt man in der Kunst-Performance-Musik-Collage „Alte Meisterin“, die Regisseurin Sara Ostertag mit ihrem Kollektiv Makemake Produktionen am Mittwoch zur Uraufführung brachte. Die Bühne des Wiener Kosmos Theater wurde dafür zum offenen Atelier – am Werk ist bei dem Stück allerdings die Malerin Eva Beresin, die kein Problem hat, sich bei ihrer virtuosen Schnellmalerei über die Schultern schauen zu lassen.
Wie Kunst entsteht
Die aus Ungarn stammende Malerin, die erst kürzlich den Sprung zu internationaler Anerkennung schaffte und jüngst mit einer Albertina-Schau bedacht wurde, nutzt Motive Lassnigs als Ausgangspunkte für Bilder. Sie bemalt auch die Akteurinnen Veronika Glatzner und Clara Liepsch und an einem Punkt sich selbst. Was unweigerlich die Frage aufwirft, worum es eigentlich geht: Um Lassnig? Um Beresin? Um den künstlerischen Prozess?
Die Antwort lautet „alles und noch mehr“, und das ist auch ein wenig das Problem des Abends: Denn Formate und Formen, die alle eigenen Gesetzmäßigkeiten folgen, werden von Ostertag und ihrem Team aufgeschichtet, ohne dass das Übereinander zwingend zu einem erhellenden Ineinander gerät.
Marginalisierung
Da ist die oft gehörte Klage über die Marginalisierung von Frauen in der Kunstwelt. Dann die Aneinanderreihung von Anekdoten über Lassnig, die über ihre schrullige und schwierige Persönlichkeit Auskunft geben, aber nicht erklären, warum sie eine der größten Künstlerinnen ihrer Zeit war (dass die Biografisierung und Anekdotisierung überproportional oft in der Kunstgeschichtsschreibung über Frauen zum Einsatz kommt, verdient überhaupt gesonderte Beachtung - sie könnte Teil des Problems sein.)
Es ist dabei nicht so, dass Facetten des Abends nicht schillern würden: Liepsch etwa spielt einen Disput Lassnigs mit dem Super-Kurator Hans Ulrich Obrist hinreißend durch, die Fotografin Apollonia T. Bitzan, die teils als sie selbst, teils als Lassnig und als deren Leibfotograf Sepp Dreissinger zu agieren scheint, bringt eine zusätzliche Ebene realer und gedachter Bilder ein.
Dazu singt noch Songwriterin Clara Luzia, sie hat etwa die autobiografische „Lassnig Kantate“ neu vertont. Doch die Gefäße kommunizieren nicht. Und so ist es letztlich am schönsten, Eva Beresin beim völlig ungerührten Malen zuzuschauen. Die Bilder werden bleiben, nach Ende der Vorstellungsreihe soll es eine Ausstellung geben.
Bis 30. 10. www.kosmostheater.at
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