Krisen als Chance, die Aufklärungsfunktion der Künste zu stärken

PK IMPULSTANZ: KRAUS
Das Mumok zeigt 2023 u. a. Ausstellungen zu "Zeitgenössische Kunst und dekoloniale Moderne“ sowie „Nie wieder. Immer wieder. Krieg“.

Multiple Krisen sieht Karola Kraus als „Chance, die Bildungs- und Aufklärungsfunktion der Künste zu stärken und zu betonen“. Die Direktorin des Mumok stellte am 14. Dezember ihre Pläne für das Jahr 2023 vor. Das Spektrum reicht dabei von „Avantgarde and Liberation. Zeitgenössische Kunst und dekoloniale Moderne“ bis zu „Nie wieder. Immer wieder. Krieg“.

„Gerade in Krisenzeiten ist es erforderlich, Visionen und progressiven Künstlerinnen und Künstlern eine Plattform zu geben und neue Wege zu ermöglichen, um eine immer komplexere Realität erfahrbar machen zu können“, so Kraus in Hinblick auf Corona, Krieg und Klimakrise. Besonders am Herzen liegt Kraus dabei die Erleichterung des Zugangs zu Kunst und Kultur „für alle Menschen“. So startet 2023 „Ludwig goes Digital“, ein Projekt zur partizipativen Forschung und Vermittlung der Sammlung Ludwig im mumok, das sich der aktiven Zusammenarbeit mit jungen Besucherinnen und Besuchern widmet. Ziel sei es, ein „exploratives digitales Angebot zur Vermittlung der Sammlung zu schaffen, das komplexe wissenschaftliche Themen und künstlerische Strategie in eine intuitive Datenvisualisierung überführt“.

Die erste große Ausstellung des Jahres widmet sich zunächst theatralen Darstellungsformen der Kunst ab den 1960er Jahren und nennt sich „On Stage. Kunst und Bühne“ (ab 15. März). Als Vertreter der damals aufkommenden traditionskritischen Neoavantgarde rückt man in der Schau unter anderem Hermann Nitsch, die Wiener Gruppe sowie die feministische Szene mit u.a. VALIE EXPORT oder Sanja Iveković ins Zentrum.

Ab 31. März präsentiert man mit Adam Pendleton einen afroamerikanischen Shootingstar, der mit seinen Werken zwischen Malerei, Skulptur und Film in der Schau „Blackness, White, and Light“ das Konstrukt des Schwarzseins als „Farbe, Identität, Methode und politische Bewegung“ erforscht. Zeitgleich widmet man der österreichischen Künstlerin Agnes Fuchs mit „Her Eyes were Green“ eine Personale, ab 5. Mai rückt man das Werk der 2020 verstorbenen Künstlerin Elisabeth Wild mit „Fantasiefabrik“ ins Licht.

Arbeiten von mehr als 30 Künstlerinnen und Künstlern aus Afrika, Asien und Europa finden sich in der Herbstausstellung „Avantgarde and Liberation“ (ab 30. September), die sich mit der Bedeutung der globalen Moderne für die Gegenwartskunst auseinandersetzt. Laut Kurator Christian Kravagna stellt sich dabei die Frage, „welche Potenziale Künstlerinnen und Künstler in der Anknüpfung an dekoloniale Avantgarden sehen, um gegen aktuelle Formen von Rassismus, Fundamentalismus oder Neokolonialismus aufzutreten?“

Parallel startet „Nie wieder. Immer wieder. Krieg“: Die Schau widmet sich laut Kurator Rainer Fuchs der „uneinlösbaren Utopie“ der von der Friedensbewegung ausgegebenen Parole „Nie wieder Krieg“. Im Zentrum stehen Werke aus der mumok-Sammlung, die sich „nicht nur gegen ein in Konventionen und Traditionen erstarrtes Kunstschaffen richten, sondern sich auch kritisch mit den Mechanismen gesellschaftlicher Macht und ihren kriegerischen Exzessen auseinandersetzen“.

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