Ehemaliger Mäzen der Albertina auf EU-Sanktionsliste

Ehemaliger Mäzen der Albertina auf EU-Sanktionsliste
Unternehmer Grigori Berjoskin spendete mehr als 750.000 Euro für die Sanierung der Prunkräume und wird als "Gründer" geführt

Die Europäische Union hat am Freitag einen russischen Unternehmer mit Sanktionen belegt, der in der Vergangenheit als Großsponsor der Wiener Albertina auftrat und von ihr als „Founder“ geführt wird. Museumsdirektor Klaus Albrecht Schröder zeigte sich am Dienstag gegenüber der APA über die Sanktionierung von Grigori Berjoskin überrascht. „Ich habe mich mit der Frage offen gestanden noch gar nicht beschäftigt, weil ich ihn vollkommen aus den Augen verloren habe“, sagte er.

Der Name des 1966 geborenen Berjoskin findet sich unter Nummer 918 in der am 8. April veröffentlichten EU-Sanktionsliste, die als Reaktion auf den eskalierenden Krieg in der Ukraine erweitert worden war. „Grigori Berjoskin ist ein führender russischer Geschäftsmann und gilt als Helfershelfer des Präsidenten Wladimir Putin“, hieß es der Begründung. Als Vorstandsvorsitzender der ESN Group unterstütze er die für die Annexion der Krim sowie Destabilisierung der Ukraine verantwortliche Regierung Russlands materiell und finanziell. Zudem profitiere er von ihr.

Ehemaliger Mäzen der Albertina auf EU-Sanktionsliste

In Österreich war der Unternehmer vor allem als Mäzen bekannt, sein mit goldenen Lettern geschriebener Name befindet sich im Eingangsbereich der Albertina. Er wird hier als einer von neun „Founders“ („Gründer“, Anm.) geführt, die nach Angaben von Schröder dem Museum jeweils mehr als 750.000 Euro gespendet haben. „Berjoskin hat bei der Restaurierung der Prunkräume geholfen“, erläuterte Schröder am Dienstag. Damals sei er aber auch ein großer Förderer von Hermann Maier gewesen, erzählte er.

"Keinen Kontakt"

Davon, dass der Unternehmer als „Helfershelfer“ von Putin gelte, habe man natürlich nichts gewusst und es sei unklar, ob er dies zum Zeitpunkt seines Sponsorings schon gewesen sei, erläuterte der Albertina-Generaldirektor. Einen Gründer einer Waffenfabrik oder eines Pornoportals hätte man sicher als Sponsor vermieden, jedoch nicht jemanden wie Berjoskin, den man als Besitzer einer U-Bahn-Zeitung gekannt habe.

„Ich habe leider - das bedauere ich auch durchaus - zu ihm seit wahrscheinlich 15 Jahren keinen Kontakt“, sagte Schröder. Im Mai 2017 hatte die Albertina-Presseabteilung der APA freilich noch mitgeteilt, dass Berjoskin als „Patron“ mit der Albertina weiterhin verbunden sei und auch regelmäßig Veranstaltungen im Haus besuche. Hintergrund der APA-Anfrage war damals die Übernahme der Moskauer Tageszeitung RBK durch den Unternehmer gewesen. Der Verkauf von RBK war mit Wünschen des Kreml in Verbindung gebracht worden - Russlands Mächtige sollen sich zuvor über die redaktionelle Linie der Zeitung unzufrieden gezeigt haben, konkret war von Recherchen zum Umfeld von Wladimir Putin sowie eine offene Berichterstattung über politische Proteste die Rede gewesen.

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