2020 eröffnet die Albertina Modern im Künstlerhaus, das Heidi-Horten-Museum soll bis 2022 fertig sein. Wo sehen Sie das mumok in diesem Gefüge?
Wenn Sie mich fragen, wo wir unsere Stärken im Vergleich zu den anderen Museen sehen, dann sind es ganz eindeutig die Inhalte und die Reflexion über Kunst. Es ist nicht unser Anliegen, eine Blockbuster-Ausstellung nach der anderen zu präsentieren, sondern einen inhaltlichen Diskurs mit unserem Publikum zu führen. Nächstes Jahr steht unser Haus ganz im Zeichen von Andy Warhol – wir präsentieren dessen kaum bekanntes Frühwerk sowie Andy Warhol als Kurator. Wir werden die erste große posthume Retrospektive der österreichischen Künstlerin Ingeborg Strobl zeigen, die uns ihren Nachlass überantwortet hat. Weiters stehen eine große Ausstellung mit Wolfgang Tillmans, der 2021 eine Ausstellung im MoMA haben wird, aber auch von weniger bekannten Kunstschaffende auf dem Plan. In einer thematischen Gruppenausstellung werden zeitgenössische Kunstschaffende aus nicht-westlichen Ländern ihren Blick auf die historische Avantgarde richten.
Aber das KHM zeigte zuletzt Mark Rothko – das mumok nicht. Hat Sie das gewurmt?
Ich hätte Mark Rothko sehr gerne im mumok präsentiert, dies ist für uns aber leider nicht leistbar. Eine solche Ausstellung würde unser Jahresbudget für Ausstellungen bei weitem sprengen. Und wir müssten das Publikum nur mit Rothko generieren – ein KHM kann eine solche Ausstellung mit Eintrittserlösen aus Sammlungsausstellungen und der Kunstkammer stemmen.
Bei Warhol funktioniert es?
Wir konzentrieren uns auf das Frühwerk, das bisher in Europa kaum der Öffentlichkeit präsentiert wurde. Mit dem Nachlass von Warhol gibt es gute Übereinkünfte, sodass wir diese für das mumok wichtige Ausstellung finanzieren können.
Welche Priorität genießt eigentlich die Nachkriegsmoderne und die Klassische Moderne in Ihrem Programm?
Wir haben eine kleine, aber feine Sammlung der Klassischen Moderne und versuchen, diese vor allem in den starken Touristenmonaten immer präsent zu haben. Aufgrund unserer Platznot ist es nicht möglich, die Klassische Moderne ganzjährig öffentlich zugänglich zu machen. Ich gebe die Hoffnung nicht auf, dass ich mit den verantwortlichen Personen im Bundeskanzleramt bzw. dem neuen Bundesminister oder der neuen Bundesministerin meine Erweiterungspläne offen diskutieren kann.
Die Op Art-Schau, die kürzlich erfolgreich zu Ende ging, war sehr niedrigschwellig. Nun ist das „Riesenbillard“ von Haus-Rucker-Co im Museum aufgebaut, auf dem Gäste herumhüpfen können. Wollten Sie mit dieser Programmierung den öfters erhobenen Vorwurf, Ihr Programm sei spröde, kontern?
Das hat mit Kontern nichts zu tun. Wir versuchen eine gute Balance zwischen Publikumsmagneten und einem Programm abseits des Mainstreams zu bieten.
Es gibt eine Klage, die ich seit vielen Jahren höre: „Alle Museen machen alles“. Nun zeigt die Albertina internationale und österreichische Moderne, die Wolfgang Paalen-Ausstellung des Belvedere würde genauso gut ins mumok passen.
Ja. Die programmatischen Überschneidungen häufen sich zunehmend, es gibt keine klare Positionierung der Häuser mehr. Die Museumslandschaft wird meiner Meinung nach immer mehr verwässert. Notwendig wäre eine klare kulturpolitische Haltung und ein kulturpolitischer Gestaltungswille, um diese Sache zu ändern.
Was soll passieren? Es gibt Museumsordnungen, doch sie sind offenbar zahnlos.
Die Kulturpolitik hat in der Vergangenheit mit dem Weißbuch sowie mit dem Konzept einer Shared Service GmbH unterschiedliche Möglichkeiten einer Novelle zum Bundesmuseen-Gesetz erarbeitet. Ich denke, dass eine Novelle notwendig ist, sie sollte jedoch gewährleisten, dass die erfolgreiche Arbeit der Bundesmuseen seit der Ausgliederung fortgesetzt werden kann.
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