Krisch thematisiert Burgskandal in Nestroy-Couplet

"Na, da hab' i schon g'nua ..." - Johannes Krisch als Titus Feuerfuchs in Nestroys "Der Talisman"
Burgschauspieler Johannes Krisch knüpft an die politische Tradition des Couplets an und kritisiert Finanzsituation auf offener Bühne.

Na, da hab' i schon g'nua!“, heißt es bei Titus Feuerfuchs in Johann Nestroys "Talisman". Burgschauspieler Johannes Krisch sang das berühmte Couplet Samstagabend in seiner Rolle als Feuerfuchs im Akademietheater. Nach drei Strophen Original-Text verschwand er hinter der Bühne, um kurz danach mit einer Aktualisierung des Liedes wiederzukehren.

Zufällig – es handelte sich um keine Premiere – war ein Mitarbeiter von Ö1 bei der Vorstellung anwesend und Krischs aktuelle Variante fand ihren Weg ins "Mittagsjournal". Krisch, der sich wie andere Ensemblemitglieder bereits kritisch zur Burg-Bredouille zu Wort gemeldet hatte, sang davon, dass der Haussegen am Burgtheater wegen „doloser Geschäfte“ schief hänge; er bezeichnete Bundestheater-Holding-Chef Springer als „taub“, den Aufsichtsrat als „blind“, Direktor Matthias Hartmann als „Künstler, der auch noch g’schwind inszeniert“.

Alle hätten sie etwas gewusst von der Misere „und des lasst mir ka Ruah“, prangerte Krisch singend an. Krischs Statement ist nicht nur politisch brisant sondern auch künstlerisch interessant, denn er spielt damit auf den ursprünglichen Sinn des Couplets an: Mitte des 19. Jahrhunderts spiegelte das Theater als öffentliches Medium gesellschaftliche Spannungen wider. Im Altwiener Volkstheater hatte das Couplet als politisches Statement Tradition und war in der Zeit des Vormärz ständig bedroht von Metternichs Zensur. Nestroys Stücke waren mehr als Possen. Nestroy war Realsatiriker.

Zum Nachhören: Krischs Couplet im Ö1-Mittagsjournal (ab Minute 4:55)

Szenenfotos aus "Der Talisman"

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