Vergangenheitsbewältigung in Korea: „Es war eine furchteinflößende Situation“
Sunjung Kim leitet das Art Sonje Center in der südkoreanischen Hauptstadt Seoul - eine Institution, die auf private Initiative zurückgeht und im Bereich der Kunstvermittlung, aber auch bei der Produktion aufwändiger künstlerischer Projekte eine Vorreiterstellung in dem fernöstlichen Land einnimmt. Das Zentrum ist auch Kooperationspartner des österreichischen Kulturministeriums, das Atelierstipendien für heimische Kunstschaffende in Seoul vergibt. Seit 2011 betreibt Kim zudem das Real DMZ Project, das internationale Kunstschaffende zur Auseinandersetzung mit der Grenzregion zu Nordkorea animiert. Darauf fußt die Ausstellung Forms of the Shadow, die bis 17. 11. in der Wiener Secession und im Korea-Kulturzentrum zu sehen ist. Der KURIER traf Sunjung Kim an ihrer Wirkungsstätte in Seoul.
KURIER: Südkorea hat sich in den vergangenen Jahren als "Hotspot" auf der Landkarte der Kunst etabliert. Wie kam es dazu?
Sunjung Kim: Wenn Sie die koreanische Geschichte ein wenig kennen, wissen Sie, dass das Land bis 1945 eine japanische Kolonie war. Über viele Jahre wurde den Menschen erzählt, dass sie eigentlich japanisch seien, und das änderte zu einem gewissen Grad unsere Identität. Nach der Unabhängigkeit wurde das Land dann am 38. Breitengrad geteilt, es kam zum Krieg, 1953 war alles zerstört. Es gab aber Vorreiter in verschiedenen Richtungen der Kunst - das Guggenheim Museum hat diesen eine Ausstellung gewidmet. Der Informationsfluss zu jener Zeit war sehr limitiert, und wir hatten nicht viel Einblick in das, was im Westen vor sich ging. 1978 wurde es etwas einfacher, zu reisen - und dann kamen die Olympischen Spiele 1988, die viel veränderten. Ab den 90er Jahren sahen wir eine neue Generation von Kunstschaffenden in Korea, die ab den 2000er Jahren auch international ausstellten. Lange Zeit waren sie auf private Geldgeber oder Institutionen angewiesen - die Regierung begann erst um 2000, die Produktion zeitgenössischer Kunst zu fördern.
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