"Komplizen" von Simon Stone: Kein Himmel über den Kindern der Sonne

Da ist die Welt noch irgendwie in Ordnung: Melanie (Birgit Minichmayr, li.) ist in Paul (Michael Maertens) verliebt, Dietmar (Roland Koch, re.) in dessen Frau Tanya (Lilith Häßle)
Ein Ereignis: Simon Stone verquickte im Burgtheater zwei Dramen von Maxim Gorki und verlegte die Handlung ins großbürgerliche Wien

Spät und wahrscheinlich zu spät wird Dietmar, der Fotograf, erkennen, dass er sein Leben lang zu den ohnedies Bekehrten gepredigt habe: Er hätte seine Botschaft unerreichbar gemacht „für diejenigen, die es eigentlich betroffen hat, was ich da verurteilte“. Was zur Folge hatte, dass „die Botschaft am Ende praktisch irrelevant geworden ist“.

Simon Stone hingegen wendet sich mit seiner Botschaft direkt an jene, die er für die gegenwärtige Misere verantwortlich macht – und die auch die Macht hätten, für mehr soziale Gerechtigkeit zu sorgen: an das (groß-)bürgerliche Publikum des Burgtheaters. Zum Schluss, wenn alles in Schutt und Asche liegt, wird dessen Identifikationsfigur auf der Bühne, der Fabrikant Prositsch des Peter Simonischek, feststellen: „Es ist aus. Wir sind selber schuld.“

Wie auch die Bürgerlichen selbst schuld sind, dass die Kommunisten in Graz – ohne Revolution – stimmenstärkste Partei geworden sind. Just an dem Tag, an dem Simon Stones vierstündiges Konversationsstück „Komplizen“ seine Uraufführung erlebte. Und es wird kaum einen geben, an dem die Botschaft abperlen konnte. Denn Simon Stone geht ziemlich perfide vor: Er macht die Zuschauer sukzessive zu Komplizen seiner Heldinnen und Helden.

Kommentare