Ist das Buch auch eine Art Lehrbuch, damit Kinder mehr über das Rechtswesen, darunter über Strafrecht und Gerichtsverfahren lernen?
Elisa Hoven: Das Buch soll in erster Linie Spaß machen. Aber natürlich ist es schön, wenn Kinder dabei auch etwas lernen. Die Kinder im Buch merken schnell, wie gefährlich Mobbing ist, gerade im Internet. Und sie kommen selbst auf die Idee, die Frage nach dem Täter in einem Gerichtsverfahren zu lösen. Die Leserinnen und Leser nehmen an diesem Prozess teil und erfahren dadurch, wie unser Rechtsstaat funktioniert.
Die Schule als erster Ort für Mobbing. Auch in Ihrem Buch wird das Thema angerissen. Hat Mobbing zugenommen, und welche Rolle spielen dabei die Sozialen Medien?
Elisa Hoven: Mobbing gab es schon immer, vielleicht sind wir heute sogar sensibler und kritischer als noch in unserer eigenen Kindheit. Aber die Dimensionen haben sich durch soziale Medien verändert. Über Chatgruppen können abwertende Nachrichten, Bilder oder Videos schnell und an viele Personen verbreitet werden. Da kommt es leicht zu einem Gefühl „alle gegen einen“. Deshalb ist es so wichtig, immer wieder über die schweren Folgen zu sprechen, die Mobbing haben kann.
Kaum ist jemand beschuldigt, ist er auch schon vorverurteilt. Das verbreitet sich dann rasant übers Internet aus. Die Wahrheit und Beweise interessieren dann viele nicht mehr. Auch bei einem Freispruch klebt so eine gewisse Restschuld, ein schlechtes Image an den Beschuldigten. Verurteilen wir zu schnell? Wie könnte man es besser machen?
Juli Zeh: Bei uns passiert oft das, was auch im Schuluniversum von „Der war’s“ geschehen ist. Ein Verdacht ist in der Welt, die Medien greifen ihn auf, er wird hundertfach geteilt – und dann klebt er wie Pech an dem Betroffenen. Wir sollten häufiger zurückhaltender mit unserem Urteil sein, erst einmal abwarten und wissen, dass es sehr häufig nicht nur die eine Wahrheit gibt.
Es geht um den Diebstahl von Jausenbroten, sogenannten Supersandwiches, die einem gerne in hippen und veganen Bobo-Großstadt-Frühstückslokalen angeboten werden. Man hat beim Lesen das Gefühl, dass Sie sich im Buch über diese extravaganten wie speziellen Jausenbrote lustig machen. Ist das so?
Juli Zeh: Die Supersandwiches sind von den Sachen inspiriert, die man in den hippen Bezirken von Berlin, wie zum Beispiel Prenzlauer Berg, kaufen kann. Vorausgesetzt, man schafft es, die Bestellung korrekt auf Englisch auszusprechen (lacht). Aber nein, lustig machen wollen wir uns nicht. Wir finden es toll, wenn sich Eltern so viel Mühe geben. Meist ist man ja schon stolz, wenn man an das Salatblatt im Käsebrot denkt.
Was macht eine Jause zu einer guten Jause?
Juli Zeh: Eine gute Jause muss vor allem gut schmecken. Sonst passiert das, was … Nein, lassen wird das, ich will die Geschichte nicht verraten. Also: Eine Jause soll gut schmecken. Und wenn man es noch schafft, dem Kind dabei etwas Gesundes unterzujubeln: perfekt!
In Österreich wurde kürzlich darüber diskutiert, ob eine Schuluniform eingeführt werden sollte. Wie sehen Sie das Thema?
Elisa Hoven: Ich bin eigentlich kein Fan von Bevormundung, und über Kleidung kann man sehr viel Individualität transportieren. Aber: Ich habe erst vor Kurzem in einer Studie gelesen, dass mit einheitlicher Schulkleidung ein besseres Sozialklima, ein höheres Sicherheitsgefühl und ein niedrigerer Stellenwert von Markenkleidung einhergeht. Das finde ich zunehmend wichtig.
INFOS: "Der war's" von Juli Zeh, Elisa Hoven und mit Bildern von Lena Hesse. Carlsen Verlag. 160 Seiten. Ab 8 Jahren. 13 Euro.
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