Illustratorin Julia Völk: "Mangelnde Anerkennung der Kinderliteratur ist ein Problem"

Bild aus dem Buch "Opas Herz"
Die österreichische Illustratorin Julie Völk über ihr neues Buch "Opas Herz", ihren Zeichenstil und die schwierigen Rahmenbedingungen: "Mit Kinderbüchern allein verdient man kaum Geld."

Opas Herz hat gestottert, sagt der Papa von Hans. Aber Hans weiß ja gar nicht, wie das ist, wenn ein Herz stottert – ein Herz kann ja nicht sprechen. „Hoffentlich wird alles wieder gut“, sagt Mama leise, während sie das Auto lenkt. Es geht raus aufs Land. Zu Oma. Und zu Opa, dessen Herz ein bisschen „geschmiert“ werden musste ...

Die berührende Geschichte stammt von der deutschen Autorin Judith Burger und heißt „Opas Herz“ (Gerstenberg). Die Bilder dazu liefert die in Niederösterreich lebende und arbeitende Illustratorin Julie Völk, die sich in dieser „Freundschaftsgeschichte“ sofort „wohlgefühlt“ hat, wie sie dem KURIER erzählt.

„Ich finde ein Buch dann gut, wenn ich die Atmosphäre spüren kann, wenn ich miterleben kann, was die Protagonisten erleben, was sie riechen, hören und fühlen. Außerdem bekommen in ,Opas Herz’ auch die kleinen Dinge einen Platz. Und genau von diesen gewöhnlichen Dingen sind wir im Alltag auch umgeben. Wer schon einmal Zeit mit Kindern verbracht hat, wird bemerkt haben, dass ein Stein oder eine Mückenlarve viel Aufmerksamkeit und Staunen erwecken kann. Es muss nicht unbedingt ein furzender Drache sein“, sagt Julie Völk, die ihren Zeichenstil als „ruhig“ bezeichnet.

Julie Völk

Julie Völk.

KURIER: Sie haben Illustration studiert, zeichnen hauptsächlich Kinderbücher. Wie konnten Sie in der Branche fußfassen?

Julie Völk: Ich hatte Glück. Bei einer Ausstellung an der Hochschule wurden meine Zeichnungen von einer Lektorin des Gerstenberg Verlags entdeckt. So kam ich zu meinem Bachelor-Projekt „Das Löwenmädchen“ von Kim Fupz Aakeson, das im Gerstenberg Verlag verlegt wurde und zwei wichtige Nachwuchspreise gewonnen hat. Trotzdem hat es danach noch zwei Jahre gedauert, bis ich ein neues Buch veröffentlichen konnte.

Wie herausfordernd ist es, damit seinen Lebensunterhalt zu verdienen?

Mit Kinderbüchern allein verdient man kaum Geld. In Österreich gibt es zwar gute Stipendien und Preise, aber von der Arbeit an einem Buch kann man nicht leben. Es sind Workshops, Lesungen und Nebenjobs, mit denen man sich die Buchgestaltung finanziert. Die mangelnde Anerkennung der Kinderliteratur ist ein generelles Problem. Alle sind entsetzt, wundern sich, dass die Lesekompetenz dramatisch sinkt, aber diejenigen, die sich darum kümmern, die Grundlage für Leseförderung zu schaffen, kommen kaum über die Runden.

Opas Herz

„Opas Herz“ von Judith Burger, erschienen bei Gerstenberg, 48 Seiten, 16 Euro.

Buchcover

Bilderbuch von Julie Völk: "Wenn ich in die Schule geh" (Gerstenberg).

Sie sind selbst Mutter. Hat sich mit der Geburt Ihrer Kinder der Blickwinkel Ihrer Arbeiten geändert?

Um gute Kinderbücher machen zu können, muss man ein bisschen selbst Kind geblieben sein. Man muss sich einfühlen können, sich an die Sorgen, Ängste und Gefühle erinnern können und nicht von oben herab etwas erzählen oder beibringen wollen. Wenn man Kinder um sich hat, ist es natürlich einfacher. Aber wirklich bewusst hat es meine Arbeit nicht verändert. Meine Ideen kommen meist unbewusst und werden von allem, was mich umgibt, beeinflusst.

Was sollte eine Geschichte transportieren, damit Sie die Illustrationen dafür liefern?

Das kann ganz unterschiedlich sein. Natürlich muss ich die Art, wie es geschrieben ist, mögen. Ich mag ruhige Geschichten, die nicht extra witzig oder aufgedreht sind. Vor allem ist es aber wichtig, dass bei mir die richtigen Bilder im Kopf entstehen. Es gibt Geschichten, die finde ich gut, das Thema interessiert mich, aber zu denen passt ein anderer Stil besser.

Mit welchen Materialien arbeiten Sie?

Ich arbeite meistens mit Aquarell, Bleistift, Buntstift und Pastellkreide. Manchmal auch mit Feder und Tusche.

Wie schwierig ist es, sich nicht zu wiederholen?

Jede Geschichte ist anders und ich versuche für jede, die passende Technik und den passenden Stil zu finden. Allein dadurch unterscheiden sich die Bücher. Der eigene Stil ist eine Art Handschrift – die ist einfach da. Dass man meinen Stil wieder erkennt, darauf achte ich gar nicht, ich versuche eher immer wieder, etwas anders zu arbeiten. Außer bei meinen eigenen textfreien Bilderbüchern, wie zum Beispiel „Wenn ich in die Schule geh“, da benutze ich immer die gleichen oder ähnliche Materialien, weil das einfach die Art ist, wie ich am besten die Geschichten erzählen kann.

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