"Blutstück" bei den Wiener Festwochen: Aus dem Großmeer entsteht ein Wir

"Blutstück" bei den Wiener Festwochen: Aus dem Großmeer entsteht ein Wir
Kim de l’Horizon macht bei den Festwochen aus dem „Blutbuch“ eine Körperbefragung mit Publikum.

Wenn sich gesellschaftliche Debatten um den Körper zu drehen beginnen, dann heißt es anschnallen: Da geht es dann um Fragen der pursten Machtausübung, und rasch um die giftigsten Emotionen. 

Die Themen sind unterschiedlich – sie reichen vom hierzulande gut eingeübten Sexismus über das Kopftuch bis hin zum Verschaffen von Körpern von dort nach hier, vulgo Migration. Zuletzt fand sich im 3-D-Schach des Kulturkampfes ein neues, sehr kleines, wenn auch heftig durchemotionalisiertes Spielfeld, jenes der Geschlechteridentität vom Non-Binären bis zum Trans. Wie weit das, was sich zwischen den Beinen so tut, mit dem übereinstimmen muss, wie man sich selbst wahrnimmt, das wurde zur Entscheidungsschlacht im Zusammenleben hochgejazzt.

Wie immer, wenn auf allen Seiten nur mehr Kampfpositionen nachgeplappert werden, hilft – ein Buch. Jenes von Kim de l’Horizon nämlich. 

Das „Blutbuch“ lässt aus der aufgeheizten Debatte die Luft raus. Kim de l’Horizon spielt mit biografischem Material derart beglückend, dass sich die non-binäre Existenz plötzlich passgenau in eine weibliche Familien-, ja Gesellschaftsgeschichte einfügt, und die laute „Wer einen Penis hat, ist ein Mann“-Debatte als Nebenschauplatz einordnet.

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Achtsamkeit

Das Buch sei aber gescheitert, sagte Kim de l’Horizon selbst auf der Bühne des Volkstheaters; andere sollten durch das Buch gehört werden, das sei nicht gelungen.

Deswegen ist die Bühnenadaption des „Blutbuches“, die nun im Rahmen der Wiener Festwochen zu sehen ist, ganz anders geworden. 

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