Zwischen Erde, Energie und Ekstase daheim

Khatia Buniatishvili liebt auch die Barockmusik, denn „diese Musik reinigt die Seele, macht glücklich und erfüllt mein Innerstes“
Die georgische Pianistin Khatia Buniatishvili gilt als ein Shootingstar der Klassikbranche. Ein erdiges Porträt.

Familienbande sind ihr wichtig. Eben erst hat sie gemeinsam mit ihrer älteren Schwester Gvantsa einen Doppel-Klavierabend im Wiener Musikverein gegeben. Und ihre neue CD "Motherland" hat sie ihrer Mutter gewidmet, die "immer für mich da ist".

Khatia Buniatishvili entspricht so gar nicht dem Klischee eines gehypten Superstars. Denn die bald 27-jährige Pianistin hat sich schon gegen die Bezeichnung "Wunderkind" gewährt, sieht sich auch heute nur als "Dienerin an den Komponisten".

"Ich bin sehr erdverbunden", sagt die gebürtige Georgierin im KURIER-Gespräch. "Das Element Erde bedeutet mir sehr viel. Denn Erde ist auch Leben, Kraft und die Geburt von Ideen. Und ohne Ideen, ohne Visionen wäre die Welt eine sehr traurige."

Fingerabdruck

Ideen und Visionen hat die international sehr gefragte Künstlerin einige. "Ich arbeite etwa nur mit Menschen, die auch etwas zu sagen haben. Das bloße Abspulen irgendwelcher Programme interessiert mich nicht." Auch frühere Aufnahmen oder Kritiken interessieren Buniatishvili gar nicht. "Das soll nicht arrogant klingen, aber ich höre meine Einspielungen nie. Sie sind doch immer nur eine Momentaufnahme, ein Fingerabdruck im Leben. Kritiken lese ich aus einem anderen Grund nicht. Eine Analyse über Kunst ist nur dann interessant, wenn aus den Worten selbst ein Kunstwerk entsteht. Außerdem lebe ich im Hier und Jetzt, nicht in der Vergangenheit, nicht in der Zukunft. Man sollte sich einfach auf das Leben einlassen und schauen, was passiert."

Hat die Künstlern Angst, eines Tages nicht mehr an der Spitze zu stehen? "Nein. Ich habe keine Angst, zu fallen. Ich hoffe nicht, dass so etwas je passiert. Aber man darf nie vergessen: Jeder Mensch hat die Begabung, wieder aufzustehen. Auch wenn das viele Menschen leider verlernt haben. Doch Leben bedeutet auch Risiko."

Zwischen Erde, Energie und Ekstase daheim
CD
Risiken geht Khatia Buniatishvili auch auf dem Konzertpodium gern ein. Unkonventionelle, spannende Programm liebt sie sehr. "Wenn ich Klavier spiele, dann spüre ich eine unfassbare Energie, die ich hoffentlich mit den Zuhörern teilen kann. Und wenn ich dann eine Sonate oder was auch immer spiele, dann gerate ich in eine Art Ekstase, die mir wiederum enorme Kraft gibt." Bleiben da noch Wünsche offen? "Ja, Gesundheit für mich und alle, die ich liebe. Für mein Heimatland Georgien wünsche ich mir, dass es noch demokratischer wird, dass es letztlich ein Bestandteil Europas wird. Und zwar ohne dass der große, russische Nachbar etwas mitzureden hat."

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