Wo der Fitnesswahn niedergesungen wird

Wo der Fitnesswahn niedergesungen wird
Kritik. Franz Wittenbrinks "Schön schön schön".

Mit der Schönheit ist das bekanntlich so eine Sache, liegt sie doch im Auge des Betrachters. Dumm nur, wenn frau sich in ihrem Körper gar nicht wohl fühlt. Dann heißt es: Ab ins Fitnessstudio. Und leiden, leiden, leiden!

Das gilt auch für die Protagonistinnen in Franz Wittenbrinks musikalisch-theatralischem Abend "Schön schön schön", die sich in den Wiener Kammerspielen mit Aura und Chakren, Pilates und Peeling die Zeit vertreiben. Turnübungen auf Gymnastikbällen inklusive.

Tolle Songs

Nach "Eh wurscht" und "Forever Young" hat sich der deutsche Regisseur, Komponist und Arrangeur Wittenbrink bei seiner dritten Josefstadt-Produktion für eine bitterböse Abrechnung mit dem allgegenwärtigen Fitness-und Schönheitswahn entschieden. Und Wittenbrink – er leitet die ausgezeichnete, fünfköpfige Live-Band vom Klavier aus – bleibt seinem Erfolgsrezept treu. Bekannte Musiknummern werden teils mit neuen Texten unterlegt. Die Charaktere, ihre Wünsche, Sehnsüchte und Ängste werden mittels Songs transportiert. Gesprochen wird kaum, gesungen umso mehr.

Das ergibt im Fall von "Schön schön schön" eine heitere Nummernrevue, die von Henry Purcell über Franz Schubert, Robert Stolz, Leonard Bernstein bis zu Jacques Brel, Georg Danzer oder Gustav führt. Eine Geschichte im engeren Sinn erzählt Wittenbrink nicht, lieber schildert er irrwitzige Situationen und Beziehungskonstellationen.

So gibt die hervorragende Ruth Brauer-Kvam die von der Südsee träumende, toughe Fitness-Einpeitscherin, so schindet sich die exzellente Sona MacDonald für ihren gar nicht treuen Mann körperlich ab. Isabel Weicken als durchgeknallte Esoterikerin predigt von der Liebe und der Rettung der Wale, die perfekt singende Ann Mandrella hat es der Liebe wegen von Paris in die Kraftkammer verschlagen. Und Marika Lichter hat auch noch als schöne Leiche Lacher auf ihrer Seite.

Die Herren – Martin Niedermair und der tolle Ljubiša Lupo Grujčić – haben da alle Hände voll zu tun, um diese Damen und das Publikum bei Laune zu halten. Das gelingt im Bühnenbild von Miriam Busch und den Kostümen von Nini von Selzam allen blendend. Denn auch Spaß muss sein.

KURIER-Wertung:

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