Österreichische Song Contest Fans sind mitunter Kummer gewöhnt. Deswegen hat der vorletzte Platz beim Eurovision Song Contest (ESC) für Kaleen schon kurz geschmerzt, aber man kommt darüber hinweg. Nach dem Song Contest ist vor dem Song Contest. Aber andere sehen das offenbar anders. Eine Delegation an internationalen Fanmedien-Vertretern hat es sich zum Ziel gemacht, Kaleens „We Will Rave“ zum Hit zu machen.
Influencer Shawn Myers (@worldvishawn) hat die Mission gestartet: Am 22. Juni soll „We Will Rave“-Tag sein. Der Kanadier hat auf TikTok 300.000 Follower und denen hat er es folgendermaßen erklärt: An diesem Tag sollen so viele Menschen wie möglich den Song auf Spotify wiederholt anhören, sie sollen ihn als Musik für ihre Instagram-Storys verwenden und als Hintergrund für ihre TikTok-Clips verwenden. Um wirklich dafür zu sorgen, dass Spotify die Streams auch zählt, wird auch darauf hingewiesen, wie man das Musikportal „austricksen“ kann: Weil durchgehende Repeat-Wiedergabe als Spam gewertet wird, soll man nach etwa vier Wiederholungen kurz ein anderes Lied hören und dann wieder „We Will Rave“. Es gibt aber der Einfachheit halber auch eine Spotify-Playlist, in der schon ein 13-sekündiger Unterbrecher-Song eingebaut ist.
Unrecht getan
Auf Nachfrage des KURIERs, warum ausgerechnet Kaleens Beitrag für diese Viralmachungsmission ausgewählt wurde, sagt Shawn Myers: „Ihr Song hatte eigentlich alle Zutaten für einen größeren Erfolg bei Eurovision: Clevere Choreografie, eine starke Stimme, und es war ein glanzvoll produzierter Ohrwurm. Aber einige Faktoren haben dazu beigetragen, dass sie nicht gut abgeschnitten hat, vor allem dass die Batterie der Kamera während ihrer Performance aufgegeben hat, was dazu geführt hat, dass nicht nur das Bild in ihrer eindrucksvollsten Tanzszene eingefroren ist, sondern auch ihr Auftritt in Weitwinkelformat gezeigt wurde.“
Es habe sich gezeigt, dass eine ganze Menge ESC-Fans im Netz der Meinung sind, dass Kaleen Unrecht getan wurde, deswegen habe die Mission schon gut Fahrt aufgenommen. Das zeigt sich vor allem darin, dass weitere User Videos ins Netz gestellt haben, die den „We Will Rave“-Tag bewerben, etwa der mazedonische Olympia-Sprinter Kristian Efremov, der auf einem Rettungsschwimmerturm ravt. Kaleen weiß von der Aktion, teilt immer wieder Clips, hat sich aber außer in dankbaren Kommentaren zu bestehenden Videos noch nicht selbst eingemischt.
Versöhnlicher Abschluss
Myers verfolgt (mit der Unterstützung von anderen ESC-Fanaccounts wie etwa dem Iren Adam McCallig @allthingsadam.ie, 490.000 Follower auf TikTok) auch das Ziel, dem heuer atmosphärisch eher unerquicklichen Song Contest einen versöhnlichen Abschluss zu geben. „Ich war mit einigen anwesenden Fanmedien-Vertretern in Kontakt und alle haben gesagt, dass Kaleen heuer die netteste Teilnehmerin war, bei einem Song Contest, in dem es schon sehr feindselig zugegangen ist.“ Dass sie gewinnen hätte können, daran glaubt er aber nicht. „Sie hat es als 9. von 10 im Semifinale ins Finale geschafft, da muss man schon realistisch bleiben.“ Aber das Zeug zum Sommerhit habe das Lied allemal.
Aber so eine Glastrophäe ist nicht alles, das weiß vor allem Rosa Linn. Sie wurde mit ihrem Beitrag „Snap“ für Armenien nur 20. Wenig später war der Song ein Welthit und sie tourte mit Ed Sheeran. „Snap“ ist auch der Grund, warum Myers den 22. Juni ausgewählt hat. Das Datum kommt nämlich im Song prominent vor. Gab es für Rosa Linn 2022 denn auch eine konzertierte Aktion? „Nein, das ist die erste Mission dieser Art. Bei ,Snap’ waren wohl aber auch ESC-Fans beteiligt, die den Song häufig in TikTok-Videos verwendet und so verbreitet haben.“
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