Menüs
Damit die im Film kredenzten Menüs stimmig sind und höchsten Gourmet-Ansprüchen genügen, engagierte man einen französischen Spitzenkoch, Pierre Gagnaire, als Berater. Binoche selbst ging eher blauäugig in den Dreh hinein, sie hatte einfach keine Zeit. „Ich bin erst kurz vor Drehbeginn auf den Set gekommen und habe dann die Kochszenen nonstop geprobt. Man hat mir Videos gegeben, die ich mir ansah, und Tipps, wie ich hantieren soll, sodass es professionell aussieht. Damit ich nicht ganz verloren bin, wenn es los geht. Aber ich hatte keine Lehrzeit, ich wurde gleich ins kalte Wasser gestoßen“.
Es sei dann auch wirklich gekocht worden, es wurde nicht nur so getan als ob. „Tran Anh Hung legte größten Wert darauf, dass wir alles kosten und die Geschmäcker in unserem Mund spüren. Einige Rezepte habe ich dann auch daheim nachgekocht, weil sie so gut waren. „Ich habe mich total gefreut, dass wir die Rezepte von Pierre Gagnaire bekommen haben“. Gegessen habe sie vor Ort am Set nicht viel: „Das haben die Männer getan“.
Apropos Männer: Benoît Magimel, vom einst jungen Wilden des französischen Films zum reifen Runden mutiert, und Binoche strahlen als Dodin und Eugénie eine Vertrautheit aus, die im wahren Leben fußt. Die beiden waren vor vielen Jahren ein Paar, haben auch eine gemeinsame Tochter. „Damals haben wir auch viel gemeinsam gekocht“, erinnert sich Binoche.
Ob sie selber gut kochen kann? - „Naja, wenn ich mich zusammennehme und ein gutes Rezept habe, dann koche ich so einigermaßen. Aber eine wirklich gute Köchin kocht mit Hingabe, probiert aus, wagt etwas Neues. Das ist Kunst – ganz etwas anderes als das, was ich mache. Für mich ist Kochen mehr Notwendigkeit denn ein kreativer Akt“.
Feuer
Binoche ist wandelbar, mit Feuereifer bei der Sache und vor allem neugierig. „Die Idee des Neuen ist immer wichtig für mich, wenn ich mich für eine Rolle entscheide. Ich will etwas entdecken, das ich noch nicht kenne, etwas wagen, das ich noch nicht gewagt habe. Meine Rollen kommen aus der Ruhe. Sie erwachsen aus einem Ort in mir, in dem es diese verrückte Begehren und diese Neugier gibt. Nicht zu wissen, was auf einen zukommt. Einen unbekannten Weg einschlagen. Sich an etwas mit Demut anzunähern. Denn wenn die Demut fehlt, kann keine große Kunst entstehen“.
Wenn sie etwas machen möchte, sie eine Rolle anlacht beziehungsweise ein Regisseur sie interessiert, ergreift die 59-Jährige selbst die Initiative. „Na klar, wieso sollte ich warten, ob mich jemand fragt? Wenn ich mit jemandem arbeiten will, dann packe ich es an und rühre mich. Ich habe zum Beispiel Bruno Dumont angerufen, weil ich ihn so originell fand. Und bei ,Sils Maria“ Olivier Assayas“. Bis jetzt habe noch kein Regisseur Nein gesagt.
Gedreht wurde „Geliebte Köchin“ in einem Schloss in Anjou, das sich dadurch auszeichnete, dass man rasch und leicht zwischen den Räumen zirkulieren konnte. Zwischen Küche und Esszimmer, dem Herrenzimmer und der Speisekammer, was dem Filmteam die Arbeit erleichterte. Pierre Gagnaire sei viel dort gewesen und habe ihr und Benoît immer wieder zur Seite gestanden, wenn komplizierte Speisen zuzubereiten waren. „Am schwierigsten war es laut Pierre, dass die Gerichte immer heiß waren und perfekt angerichtet, sobald der Dreh losging. Das ist schon im Restaurant schwer genug und auf einem Filmset mit den vielen Leuten und den vielen Vorgaben noch viel schwieriger, dass alles auf den Punkt bereit und fertig ist. Aber einen Film zu drehen bedeutet auch, an etwas zu glauben. Mit gutem Willen und Vertrauen in das Universum lässt sich alles schaffen“.
Von Susanne Lintl
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