Kopie von "Jugend ohne Gott": Kein Gott, aber viel Stereotyp

Streber gegen Rebell: "Jugend ohne Gott"
Glattes Jugenddrama, dramaturgisch einfallslos.

Gott kommt nicht vor, und Ödön von Horváth muss man suchen. Lose basiert die deutsche Großproduktion auf Horváths antifaschistischem Zwischenkriegsroman rund um einen Lehrer und den Mord an einem Schüler. Stärker schon lassen sich Spuren von "Die Tribute von Panem" ablesen, wenngleich sehr verwaschen. Alain Gsponer ("Heidi") inszenierte ohne nennenswerte Einfälle ein glattes Jugenddrama, dessen autoritätskritischer Inhalt sich wahnsinnig wichtig nimmt und an der eigenen Aufgeblasenheit begeistert.

Die Geschichte spielt in der nahen Zukunft, in der eine Gruppe von Schülern an einem Trainingscamp im Gebirge teilnimmt, um die "Härtesten" unter ihnen zu qualifizieren. Die Jugendlichen sind Teil einer Elite und leben abgetrennt von den ärmeren Schichten. Ein Schüler wird ermordet, der Vorfall aus unterschiedlichen Erzählperspektiven aufgerollt. Kein Dystopie-Klischee bleibt unberührt: Stereotyp prallen die Jugendlichen als Streber, Rebellen oder Mitläufer aufeinander. Aufgeregtes Getrommel auf dem Soundtrack verkündet Spannung dort, wo sie sich in den überdeutlichen Bildern nicht findet.

Hölzerne Stehsätze wie "Ich bin nicht krank, ich bin die Elite" bringen noch die talentiertesten Schauspieler an den Rand ihrer Darstellkraft. So wirkt der nette Fahri Yardım als Depro-Lehrer in der Kaderschmiede seltsam deplatziert. Und Anna Maria Mühe als Vertreterin eines Konzerns spricht mit emotionstoter Stimme und verteilt Beruhigungspillen. Am Ende gibt es den Anblick ihres nackten Hintern gratis.

INFO: D 2017. 114 Min. Von Alain Gsponer. Mit Jannis Niewöhner, Fahri Yardım, Emilia Schüle.

KURIER-Wertung:

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