Johannes Wildner: Große Oper für das beste und zugleich ehrlichste Publikum

Abschied vom Zelt: Lortzings „Undine“ ist ab Samstag am Dach der Wiener Staatsoper zu sehen
Johannes Wildner dirigiert Lortzings "Undine" für Kinder im Zelt am Dach der Staatsoper.

Wenn morgen, Samstag, Albert Lortzings Oper "Undine" im Haus am Ring Premiere feiert, ist auch Wehmut angebracht. Zum letzten Mal wird das von Ex-Staatsoperndirektor Ioan Holender erkämpfte Zelt am Dach des Hauses für Kinderoper genützt. Ab kommender Saison spielt die Staatsoper Werke für Junge und Junggebliebene bekanntlich entweder im großen Haus oder im für (vorerst) zwei Spielzeiten angemieteten Theater in der Walfischgasse.

Absolute Nähe

Johannes Wildner: Große Oper für das beste und zugleich ehrlichste Publikum
Johannes Wildner
"Bei allem, was man eventuell gegen das Zelt sagen kann, hat es doch einen riesigen Vorteil", so der "Undine"-Dirigent Johannes Wildner. "So nah sind die Kinder nie an einer Oper dran, so intensiv dürfen sich Musiker und Sänger sonst nie mit ihrem Zielpublikum auseinandersetzen", sagt der österreichische Dirigent mit philharmonischer Vergangenheit.

Bis 1995 war Wildner als Geiger Mitglied des Elite-Orchesters; die "Undine" ist sein erster Auftritt im Haus am Ring. "Es ist so schön, hier einmal arbeiten zu dürfen. Wenn ich heute in den Orchestergraben schaue, merke ich, wie schnell die Zeit vergangen ist", bekennt der einstige Generalmusikdirektor der Neuen Philharmonie Westfalen. "So viele Kollegen, mit denen ich gespielt habe, sind heute im Ruhestand. Und ich sitze nicht im Graben, sondern dirigiere hier jetzt große Oper. Und zwar für das beste und zugleich ehrlichste Publikum, für die Kinder."

Alexander Medem inszeniert Lortzings auf etwa 70 Minuten gestraffte "Undine", die laut Wildner "auch ein Werk des Komponisten Tristan Schulze" ist. "Er hat die Übergänge komponiert, hat für Lortzing auch neue Klänge gefunden. Immerhin mussten wir die Oper von drei auf etwas mehr als eine Stunde eindampfen. Gemeinsam haben wir uns dann auf die Anzahl der Orchestermusiker geeinigt. Da stand Schönberg Pate", so Wildner. "Eine romantische Oper in einer fast identen Orchesterbesetzung wie Schönbergs ,Kammersymphonie‘ – die Vergangenheit musikalisch gesehen durch die Augen der Quasi-Moderne: Ich finde, das hat etwas", lacht Wildner.

Zur Gegenwart, auch in ästhetischer Hinsicht, bekennt sich der Künstler auch in seiner Funktion als Intendant der "Oper Burg Gars". "Wir hatten letztes Jahr, im ersten Jahr meiner Tätigkeit, in Gars einen szenisch modernen "Freischütz". Heuer spielen wir Verdis ,Don Carlo‘, den wir aber in der Zeit belassen. Optisch wird das dennoch aufregend, und die Besetzung ist gut", verspricht Wildner, der ab 17. Juli natürlich selbst am Pult stehen wird.

Link: www.johanneswildner.com

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