„Jetzt bist ana von uns, Burschi“
Es ist eines der dunkelsten Kapitel der jüngeren österreichischen Polizeigeschichte. Im April 2006 verschleppten drei WEGA-Beamte den gambischen Schubhäftling Bakary J. in eine leer stehende Lagerhalle und misshandelten ihn schwer. In seinem Kurzfilm „Void“ (engl.: Blase, rechtsfreier Raum) erzählt der junge Filmemacher Stefan A. Lukacs diese Geschehnisse nach. Das Drehbuch hält sich an die Einvernahmeprotokolle; außerdem führte Lukacs Gespräche mit dem Opfer. „Der Film orientiert sich am meisten an seinen Erlebnissen“, erzählte er bei einer Podiumsdiskussion. „Ich glaube aber, dass er sehr nahe an die Wahrheit herankommt.“ Der Film wird inzwischen zu Schulungszwecken in der Polizeiausbildung herangezogen. ORFeins strahlt ihn heute um 22.50 Uhr aus.
„Void“ erzählt die Geschichte stringent und knapp, legt dabei viel Wert auf gruppendynamische Prozesse: Der junge „Burschi“ (Laurence Rupp) will unbedingt dazugehören und wird zum Misshandler – „Jetzt bist ana von uns“, wird er anschließend gelobt –, der ranghöchste Kollege (Alexander TT Müller) sieht tatenlos zu. In der Rolle des Bakary J. ist David Wurawa zu sehen, als Rädelsführer Anton Noori. Im Zentrum des gut 30-minütigen Films steht die ausführliche Folterszene. Das Opfer wird gedemütigt, verprügelt und sogar mit dem Auto angefahren – bis die drei Polizisten doch beschließen, den Schwerverletzten ins Krankenhaus zu bringen.
Diskussion
Die weiteren Entwicklungen des Falles, etwa die umstrittenen Urteile der Disziplinarkommission für die Täter (sie wurden erst nach Jahren aus dem Polizeidienst entlassen), werden in einer anschließenden Diskussion (23.25 Uhr) thematisiert. Neben Filmemacher Lukacs sind u. a. die Journalistinnen Nina Horaczek (Falter) und Clara Akinyosoye (M-Media) sowie Wiens Vizelandespolizeipräsident Karl Mahrer bei Christoph Feurstein zu Gast.
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