Jerry Lee Lewis – am besten bekannt für seine Hits „Great Balls Of Fire“ und „Whole Lotta Shakin’ Goin’ On“ – war die letzte große Heldenfigur des Rock’n’ Roll. Zusammen mit Chuck Berry und Little Richard war er der Erfinder dieser aus Country, Blues und jeder Menge Sex gebauten Musikrichtung. Mit Elvis und Johnny Cash war er in den Fünfziger-Jahren gemeinsam auf Tour – und kämpfte mit ihnen um das Publikum.
Verrückt
Lewis war bis ins hohe Alter auf der Bühne gestanden. Erst ein Schlaganfall 2019 zwang ihn zu einer Art von Ruhestand. Der Künstler wurde zeitlebens seinem Spitz- und Kampfnamen „The Killer“ gerecht: Er galt als völlig unberechenbar, in guten (oder schlechten, je nach Perspektive) Phasen als schlicht verrückt.
Er war ebenso berühmt wie berüchtigt für sein unübersichtliches Liebesleben, seine Alkohol- und Drogenabstürze und seinen flexiblen Umgang mit dem Finanzamt. Sein Klavier bearbeitete er wie einen geliebten Feind – er traktierte es auch mit Fäusten und Füßen.
Jerry Lee Lewis kam 1935 in Ferriday, Louisiana zur Welt. Seine Eltern waren arm, dennoch kauften sie ihm ein Klavier, er nahm Unterricht und zeigte Talent. Er entwickelte den Stil, dem er ein Leben lang treu blieb: Boogie-Woogie-Grooves mit der linken Hand, wilde Melodien mit der rechten.
Als junger Mann schmiss man ihn von der Bibelschule, daraufhin ging er nach Memphis und arbeitete dort als Barmusiker. Bald fiel er Sun Records auf, der Plattenfirma, die schon Elvis, Carl Perkins, Roy Orbison und Johnny Cash unter Vertrag hatte.
Auf Tour gewöhnte Lewis sich an, das Klavier im Stehen zu spielen, da er sich bewegen wollte wie seine Kollegen. 1957 hatte er mit „Whole Lotta Shakin’ Goin’ On“ seinen ersten großen Hit, obwohl der Text ebenso als anstößig empfunden wurde wie Lewis’ Bühnenshow.
Skandal
Bereits 1958 war seine Karriere schon wieder so gut wie vorbei: Lewis heiratete seine erst 13-jährige Großnichte Myra Gale Brown, was einen Skandal auslöste. Lewis wurde flächendeckend boykottiert und musste in kleinen Clubs spielen. In den Sechziger-Jahren gelang ihm ein Comeback. Die große Zeit des Rock ’n’ Roll war jedoch vorbei, Jerry Lee Lewis wurde zum Country-Star.
1989 wurde sein Leben unter dem Titel „Great Balls of Fire!“ mit Dennis Quaid und Winona Ryder in den Hauptrollen verfilmt. Lewis nahm seine Songs für den Soundtrack neu auf, war jedoch mit der Darstellung seiner Person im Film nicht einverstanden. 2005 wurde Lewis in der Johnny-Cash-Filmbiografie „Walk The Line“ von Waylon Malloy Payne verkörpert.
2006 brachte er das Album „Last Man Standing“ mit 22 Gaststars, darunter Jimmy Page, die Rolling Stones, Bruce Springsteen, Ringo Starr, Tom Jones und Rod Stewart, heraus.
Ron Wood, Gitarrist der Rolling Stones, twitterte nach der Todesnachricht: „Ruhe in Frieden, Killer. Was für ein Mann!“
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