Das Außergewöhnliche an Lages Spiel ist der Umstand, dass er aus seiner Gipfelposition heraus die Ideen, Traditionen und Klangbilder aus Jazz und Blues, aber auch aus anderen Musiktraditionen in einer herausragenden Weise überblickt - und ebenso einzigartig auf seinem Instrument ausdrücken und synthetisieren kann.
Entlang der Melodien, die Lages Stücke anleiten, passieren immer noch parallel mehrere Dinge - wie etwa im Opener des Konzerts, dem superlangsamen "Serenade" vom aktuellen Album "Speak to Me", gut zu hören war: Lage schnitzt auf seiner elektrischen Telecaster-Gitarre einen Vorder- und Hintergrund heraus, lässt am Instrument Motive nach dem Call-and-Response-Schema in Austausch treten, sendet aber zugleich auch Signale zu seinen Mitmusikern aus, die diese nahtlos weiterspinnen.
Blues in völlig neuen Bahnen
Der Blues - als Form, Feeling und Tonmaterial - ist in dieser Interaktion immer irgendwo vorhanden, was das Trio nicht davon abhält, heftige Stilbrüche einzubauen. Lage galoppiert dabei manchmal zu jenen extrem schnellen Läufen aus, die weniger wohlwollend als "Gefudel" tituliert werden könnten - wäre da nicht die dynamische Leine, die die Verspieltheit im Zaum hält und letztlich die gemeinsame Energie über alles stellt.
So ist es bei aller Virtuosität des Gitarristen letztlich die Gruppen-Performance, die überzeugt: Das auf der Originalaufnahme etwas verhuschte "Missing Voices" wird im Konzerthaus zum grandiosen Latin-Groove-Monster, "Two and One" bringt bei Swing-Feeling solistische Höhenflüge hervor, das rockige "Northern Shuffle" atomisiert die Bestandteile des Rock'n'Roll. Und die anwesenden Jazzfreaks haben einiges zu Kiefeln.
Kommende Woche sind Lage und Bassist Roeder gleich noch einmal in Wien zu Gast - als Teil des "New Masada Quartets" von John Zorn spielen sie am 30. 4. im Porgy & Bess zwei - bereits ausverkaufte - Konzerte.
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