Einen Hinweis darauf lieferte bereits die erste Single-Auskopplung „Cold“: Das Video dazu ist so etwas wie der zweite Teil von „You’re Beautiful“. In dem Clip zu seinem Durchbruchshit hatte sich Blunt vor eisiger Kulisse seiner Wertsachen und seines T-Shirts entledigt, um von einer Klippe ins Meer zu springen. In „Cold“ taucht er nun aus dem Wasser auf und sammelt sein Hab und Gut wieder ein.
„Der Regisseur hatte die Idee zu der Fortsetzung und wir haben sie dann gemeinsam weitergesponnen“, erklärt Blunt im Gespräch mit dem KURIER. Und so hatte der Sänger auch wieder Verwendung für die Kleidung aus dem ersten Video – denn Hose und T-Shirt hingen all die Jahre unberührt in seinem Kasten. „Ich wollte die Sachen auch nicht im Alltag anziehen, das wäre mir seltsam vorgekommen.“
Die Geschichte weiterzudrehen, habe für Blunt vor allem deshalb Sinn gemacht, weil sein jetziges Album einige Parallelen zum ersten aufweise. „Ich war im Meer verloren, seit ich damals ins Wasser gesprungen bin, und ich bin die letzten 14 Jahre herumgeschwommen. Jetzt habe ich meinen Weg zurück zum Ufer gefunden.“
„Once Upon A Mind“ sei wie das Debüt eine sehr persönliche Platte. „Seit meinem ersten Album habe ich nicht mehr auf dieselbe Art und Weise Songs geschrieben. Das Publikum war immer anwesend. Ich wusste, dass die Songs interpretiert und kritisiert werden und deshalb habe ich immer etwas zurückgehalten.“
Nun hätten sich in seinem Leben jedoch Dinge ereignet, die der 45-Jährige „einfach aufschreiben musste“: Die Krankheit seines Vaters habe ihn etwa daran erinnert, dass die gemeinsame Zeit enden wollend ist. Für ihn hat er auch den Song „Stop The Clock“ geschrieben, „weil das ist das, was ich gerne tun würde, die Zeit anhalten“. In „Monsters“ singt Blunt darüber, wie sich die Beziehung zwischen den beiden Männern im Laufe der Zeit verändert habe. Als der Sänger noch ein Kind war, habe sein Vater vor dem Ins-Bett-Bringen die Ungeheuer für ihn vertreiben müssen – nun sei es umgekehrt.
Und auch die Schattenseiten des Popstardaseins hat Blunt auf dem neuen Album verarbeitet: Zum Beispiel, dass er durch das Touren von seiner Frau und seinen Kindern getrennt ist. „Ich bin oft viel zu lange weg und die Zeit bekommt man nicht mehr zurück. Aber es ist nun mal mein Job, meine Sucht, meine Leidenschaft. Und es ist etwas Magisches, das Leute zusammenbringt, wie es sich Politiker nur erträumen können“, sagt Blunt. Und er fügt hinzu: Die Rechnungen seien durch seinen Job ebenfalls gedeckt. Der Brite besitzt mittlerweile Häuser auf Ibiza und in der Schweiz.
Musikalisch besann sich Blunt auf „Once Upon A Mind“ ebenfalls wieder seiner Anfänge. Sein letztes Album „The Afterlove“ war ein Ausflug in elektronischere Gefilde, Blunt hatte sich dafür unter anderem mit Pop-Star Ed Sheeran und Ryan Tedder von One Republic zusammengetan. „Da hatte ich nicht unbedingt große emotionale Inspiration, aber ich hatte viel Spaß daran, mit anderen Musikern zusammenzuarbeiten.“
Nun hört man wieder mehr von den typischen Gitarren-Songs und Balladen.
Dass Blunt dennoch nicht der verletzliche Romantiker ist, als der er am Anfang seiner Karriere gerne vermarktet wurde, lässt der Sänger immer wieder auch auf Twitter durchblicken. Dort sucht er etwa böse Kommentare über sich und seine Musik und gibt süffisante Antworten, die bei vielen auf dem Kurznachrichtendienst gut ankommen.
Um sein Image mache er sich aber prinzipiell keine allzu großen Gedanken mehr, meint Blunt und scherzt: „Sonst würde ich nicht im T-Shirt hier sitzen, sondern hätte Stylisten, die mir etwas Besseres anziehen.“
Info: James Blunt kommt 2020 für drei Konzerte nach Österreich. 22. März – Olympiahalle Innsbruck, 30. März – Tips Arena Linz, 31. März – Wiener Stadthalle.
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