"Iphigenia“: Eine große Abhandlung, ziemlich schmalbrüstig

Agamemnons Tochter Iphigenia als Missbrauchsopfer: Rosa Thormeyer und Sebastian Zimmler
Zerfällt zu Stückwerk: die Uraufführung von „Iphigenia“ - sehr frei nach Euripides und Goethe - bei den Salzburger Festspielen

Ende 2018 machte Simon Stone das Schicksal der Kindsmörderin Medea im Burgtheater nachvollziehbar, indem er die tragische Familien- und Leidensgeschichte in die Gegenwart verlegte: Die Chemikerin Anna wurde von ihrem Mann Lucas im Endeffekt um alles gebracht.

Ein polnisches Leading-Team versuchte nun Ähnliches mit einem anderen Stoff von Euripides. Der Erfolg, den Regisseurin Ewelina Marciniak und Dramatikerin Joanna Bednarczyk mit „Jungfrau von Orleans“ (eingeladen zum Berliner Theatertreffen 2022) erzielt haben, dürfte sich mit „Iphigenia“, am Donnerstag auf der Perner-Insel von Hallein uraufgeführt, aber kaum wiederholen lassen. Die beiden Teile „Iphigenie in Aulis“ und „Iphigenie auf Tauris“ ließen sich in der Koproduktion der Salzburger Festspiele mit dem Thalia Theater Hamburg eben nicht zum homogenen Ganzen verbinden, auch wenn sie durch zwei parallel agierende Iphigenias verschränkt sind: Oda Thormeyer kommentiert den ersten Teil, in der Rosa Thormeyer im Zentrum steht, reflexiv.

Kommentare