Interviews zu Pixars "Lightyear“: Gelbe Katze, kurzer Kuss
Regisseur Angus McLane und Produzentin Galyn Susman über den Animationsfilm „Lightyear“, den Einfluss von „Krieg der Sterne“ und den Reiz der Robotermechanik
Kein Wunder, dass Pixars neues Raumschiffabenteuer „Lightyear“ (derzeit im Kino) so stark an „Star Wars“ erinnert. Sein Regisseur Angus McLane, der auch das Drehbuch mitverfasste, suchte nach einem passenden Film, dem man dem Spielzeug-Astronauten Buzz Lightyear aus dem Pixar-Hit „Toy Story“ auf den Leib schreiben könnte.
Nachdem der Space-Ranger das Lieblingsspielzeug eines Buben namens Andy in „Toy Story“ ist, lag es nahe, ihn zum Helden von Andys Lieblingsfilm zu machen.
„,Krieg der Sterne‘ war der erste Film, den ich als Dreijähriger im Kino gesehen habe“, erzählt Angus McLane, im KURIER-Gespräch nicht ohne stolz (offenbar haben ihn seine Eltern als Kleinkind in den Kinosaal geschmuggelt): „Der Film hat auf mich großen Eindruck gemacht: Von da an wollte ich Filmemacher werden. Ich war so fasziniert davon, dass ich in allen meinen Spielen versucht habe, ,Star Wars‘ nachzuspielen und mehr über dieses Universum zu erfahren. Insofern ist ,Lightyear‘ quasi der ,Star Wars‘-Film für Andy in ,Toy Story‘.“
Buzz Lightyear, in „Toy Story“ eine Spielzeugfigur, wird in „Lightyear“ zu einem „echten“ Space-Ranger, der nach einer unglücklichen Mission auf einem fremden Planeten strandet und versucht, wieder zur Erde zurückzufinden. Zudem muss er mit einer kleinen, schrägen Freundesgruppe ein Heer von Kampfrobotern des Bösewichts Zurg bekämpfen.
Zu einem der witzigsten Details in einem ansonsten eher drögen Film gehört eine gelbe Roboter-Katze namens Sox: Sie begleitet Buzz Lightyear als hingebungsvoller, aber frecher Freund, der ihm sowohl beim Einschlafen als auch beim Lösen mathematischer Aufgaben hilft.
Wann immer Sox scharf nachdenken muss, beginnt er seinen Kopf – ähnlich wie Linda Blair in „Der Exorzist“ – um 360 Grad zu rotieren; dabei ruft er laut: „Miaumiaumiaumiau!“.
Beim Design von Sox stand „Krieg der Sterne“ ebenfalls Pate, gibt Angus McLane zu: „Der kleine Roboter R2-D2 aus ,Star Wars‘ war für uns einflussreich. Er hat nur sehr beschränkte Bewegungsmöglichkeiten, aber ich persönlich finde es besonders reizvoll, einer derartig limitierten Figur eine Persönlichkeit zu verpassen. Mit Sox war es ähnlich: Auch er kann nur Arme und Beine bewegen oder den Kopf drehen. Aber gerade die geringen motorischen Freiheiten machen den Witz aus und stellen einen netten Kontrast zu der realistisch dargestellten Science-Fiction-Welt da.“
Tatsächlich erinnert das Produktionsdesign von „Lightyear“– etwa die Innenausstattung des Raumschiffes und seine altmodischen Technologien mit Knöpfen und Hebeln – stark an die Ära der Original-„Krieg der Sterne“-Trilogie: „Ich mag die Designsprache von Sci-Fi-Filmen zwischen 1977 und 1987“, sagt McLane und spielt – neben „Star Wars“ – auf Genre-Klassiker wie „Alien“ oder „Zurück in die Zukunft an: „Deren ,Pushbutton-World’ mit ihren klobigen Schaltern hat etwas sehr Haptisches. Das sieht im Film gut aus.“
Angus McLane nennt diese Form von rückwärtsgewandter Ästhetik „Cassette Futurism“ (wieder ein neues Wort gelernt!): „Der Look gibt der computergenerierten Welt des Films eine taktile Anmutung und macht sie für das Publikum greifbar.“
Männerdomäne
Ein besonderes Augenmerk der Pixar-Studios liegt auf Inklusion und Diversität. Ein kurzer Kuss zwischen zwei Frauen in „Lightyear“ hatte für Diskussion gesorgt, wurde letztendlich aber nicht aus der finalen Filmversion herausgeschnitten.
Auch um Genderparität innerhalb der Firma sei man sehr bemüht, beteuert Galyn Susman, Produzentin von „Lightyear“ im Interview: „Sowohl klassische Animation als auch Technologie sind typische Männerdomänen. Beide zusammen ergeben eine weitere Männerdomäne.“ Um dem entgegenzuwirken, arbeite Pixar etwa mit Volksschulen zusammen, um möglichst früh viele Mädchen für den Bereich Kunst und Technologie zu interessieren, meint Susman, denn: „Wenn es keine Frauen gibt, kann man sie auch nicht anheuern.“
Toy Story
Pixars „Toy Story“ war 1995 als erster Spielfilm komplett am Computer entstanden. Regisseur John Lasseter gewann einen Extra-Oscar für Entwicklung und Anwendung innovativer Technik.
Lightyear
Die „Toy Story“-Vorgeschichte „Lightyear“ dreht sich um Space-Ranger Buzz Lightyear, der die Vorlage für das beliebte Spielzeug des Buben Andy aus „Toy Story“ ist. Sie erzählt die Abenteuer des Weltraumhelden.
Verboten
In 14 Staaten im Nahen Osten und in Südostasien wurde „Lightyear“ verboten; Anlass für die Zensur ist der gleichgeschlechtliche Kuss.
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