"Dafür gehe ich an meine physischen Grenzen"

Huppert: "Bei so einer Rolle muss man zugreifen".
Isabelle Huppert über Michael Haneke, Katzen und ihre Rolle im neuen Film "Sehnsucht nach Paris".

Sie kann mondän und dramatisch sein, aber auch zickig und komisch: Isabelle Huppert ist neben Catherine Deneuve eine der großen Diven des französischen Films. In ihrem jüngsten Film, der Komödie "Sehnsucht nach Paris" (Kinostart am Freitag) schlüpft sie in eine für sie recht untypische Rolle: in die einer Rinderzüchterin in der Normandie.

Eine Rolle, die der 61-Jährigen – wie sie im KURIER-Interview versichert – großen Spaß gemacht hat: "Die Brigitte, die ich da spiele, ist wirklich einmal etwas anderes. Eine sehr nette und gütige Person. Vielleicht ist das ja untypisch für mich. Aber im Ernst: Es ist ziemlich schwer, eine gute Rolle beziehungsweise ein gelungenes Drehbuch im Komödiengenre zu finden. Wenn sich so eine Rolle anbietet, muss man gleich zugreifen."

An der Seite von Jean-Pierre Darroussin lebt Brigitte in Marc Fitoussis Film ein ruhiges, aber sehr ereignisloses Leben am Bauernhof. Wäre das Landleben auch etwas für die Huppert? "Nein, sicher nicht. Ich bin ein durch und durch urbaner Mensch. Selbst wenn ich wunderbare Ferientage am Land verbringe, will ich dann schnell wieder zurück nach Paris. Ich habe ständig das Gefühl, ich könnte was versäumen."

Auch die große Tierliebe der Brigitte kann Huppert nicht nachvollziehen: "Außer für Katzen kann ich mich für kein Tier begeistern. Katzen haben ihren eigenen Kopf, das gefällt mir."

Keine Diät

Madame, Sie sind so zart und ätherisch: Sind Sie immer auf Diät? Verzichten Sie auf Fleisch? "Ach wo. Erst gestern bin ich hier, in München schwach geworden. Dieser große Koch hier – wie heißt er noch: ach ja, Schuhbeck – hat so großartige Würste und Braten aufgetischt, dass ich nicht Nein sagen konnte."

Wie wichtig war Michael Haneke für ihre Karriere? "Die Begegnung mit ihm war ein sehr wichtiger Schritt für mich", sinniert Huppert. "Unsere Beziehung begann einmal so, dass wir nicht zusammenkamen. In den ersten vier Jahren, die wir uns kannten, fanden wir keinen Konsens. Michael bot mir eine Rolle in ,Funny Games‘ an, aber ich hatte zu große Angst. Dann bot er mir eine Rolle in ,Wolfszeit‘ an – da konnte ich zeitlich nicht. Dann kam das Angebot für die ,Klavierspielerin‘, und Michael sagte: Entweder ich mache den Film mit dir oder ich mache ihn gar nicht. Seither gehen wir zusammen Seite an Seite." Bringt er das Beste aus Ihnen heraus? "Ja. Entgegen der Vorurteile, er sei autoritär, empfinde ich den Umgang angenehm und unkompliziert. Natürlich ist er obsessiv, aber das ist okay. Und er kann auch lustig sein."

Die Huppert liebt die Herausforderung. Sagt auch bei Rollen zu, die sie an ihre Grenzen bringen, wie etwa jene einer Geisel im philippinischen Urwald in Brillante Mendozas "Captive". Liebt sie den Thrill? "Nein, das ist einfach die Art, wie ich meinen Beruf sehe. Das Kino ist für mich wie ein Kontinent, den es zu entdecken gilt. Dafür gehe ich auch gern an meine physischen Grenzen."

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