"Aus dem Kinderzimmer hast du direkt auf die Gaskammer 1 geguckt"

"Aus dem Kinderzimmer hast du direkt auf die Gaskammer 1 geguckt"
Christian Friedel über seine intensive Rolle als Rudolf Höß in „The Zone of Interest“ (Von Susanne Lintl).

Schüsse gellen vom Lager jenseits der Mauer, Hundegebell ist zu hören, Menschen schreien. Im Garten nebenan zupft Hedwig Höß versonnen an den Blumen in ihrem Garten, erfreut sich an ihrem „Paradies“. Was nebenan zu hören ist, verdrängt sie. Selten gibt es einen Film, der so nachhallt wie Jonathan Glazers "The Zone of Interest" über den Auschwitz-Kommandanten Rudolf Höß und seine Familie, die mit ihren Kindern direkt neben dem Konzentrationslager wohnten. Die das Grauen hautnah mitbekamen, sich davon aber in ihrem vermeintlichen Idyll nicht stören ließen.

Verstärkt wird die bedrückende Atmosphäre durch die grandiose Darstellung von Christian Friedel als Lagerkommandant Höß und Sandra Hüller als seine Frau Hedwig. Christian Friedel sitzt die Rolle immer noch in den Knochen. 

"Aus dem Kinderzimmer hast du direkt auf die Gaskammer 1 geguckt"

Sandra Hüller und Christian Friedel

KURIER: Wie spielt man so ein Monster?  

Christian Friedel:  Die Rolle hat sich in meinem Körper abgespeichert, weil es so eine Mischung war zwischen der Verantwortung, die man spürt und den Bildern aus dem KZ, die man im Kopf hat. Dann hatte ich durch das System, wie wir gedreht haben - mit mehreren Kameras gleichzeitig - die ganze Zeit das Gefühl, ich würde observiert. Also es war sehr intensiv. Ich hab schon gemerkt, dass ich ein bisschen gebraucht habe, das auszuschütteln. Es hat mich mehr mitgenommen, als ich am Anfang gedacht habe. Das war ein ganz schön intensiver Cocktail.  Diese Arbeit und die Verdrängung des Bösen sind eine große Aufgabe für den Körper. Höss war ja fähig, das alles zu verdrängen. Ich meine, wie kann man leben, morgens zur Arbeit gehen und nachmittags mit den Kindern spielen und dazwischen Menschen umbringen?  

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