Internetmultis booten Filmstudios aus

Matt Damon beim Sundance Festival. Grinsend. Aus gutem Grund.
Amazon und Netflix kauften den arrivierten Konzernen die Filme weg.

Matt Damon hat gut lachen: Der Schauspieler ist Co-Produzent des Independent-Films "Manchester by the Sea", der gerade am renommierten Sundance Festival im US-Bundesstaat Utah Weltpremiere feierte. Die Kritiken überschlugen sich vor Lob und auch der kommerzielle Erfolg war sofort abgesichert: Amazon kaufte die Rechte um kolportierte zehn Millionen Dollar. Amazon?

Der Onlinehändler mit Waren aller Art betreibt sein Streaming-Angebot intensiv und war beim Talentesuchen heuer besonders aktiv. "Manchester by the Sea" soll jedoch auch regulär in die Kinos kommen, um nicht wegen formaler Fehler etwaige Oscar-Chancen zu verlieren. Danach wird der Film wohl als Amazon-Exklusiv-Angebot im hauseigenen Streamingdienst vermarktet werden.

Auch Konkurrent Netflix war es bei dem Festival in Utah nicht fad: Drei Filme wurden eingekauft, bei einem vierten verlor Netflix den Bieterkampf gegen Fox Searchlight. Allerdings nicht wegen zu geringer monetärer Mittel, sondern weil die Filmemacher sich für einen traditionelleren Weg entschieden – Netflix bot angeblich 20 Millionen Dollar, Fox Searchlight bekam den Zuschlag schon für 17,5 Millionen. Der Film dreht sich um die wahre Geschichte des Sklaven Nat Turner, der 1831 in Virginia einen Sklaven-Aufstand anführte.

Alt aussehen

Amazon erwarb vier Filme. Damit haben die beiden Neulinge im Rechtegeschäft die alteingesessenen Filmstudios alt aussehen lassen: Die haben nämlich jeweils höchstens einen Film erworben. Am Sundance zeigt sich damit eines: Die mittlerweile etablierten Streaminghäuser drängen nach dem Serienmarkt auch ins Filmgeschäft. Und geben Milliarden aus. Netflix soll heuer allein sechs Milliarden für neue Filme und Serien budgetiert haben. Damit kommt der Dienst in Reichweite großer Studios.

Netflix hinterlässt im Kinogeschäft jedoch den Eindruck des störrischen Neulings: Im Gegensatz zu Amazon besteht das Portal darauf, Filme nicht vorab im Kino zu zeigen, sondern veröffentlicht sie parallel im Internet, was bei "Beasts of no Nation" Boykotte großer Ketten nach sich zog. Dass das Bürgerkriegsdrama nicht ins Rennen um den Oscar ging, wird ebenfalls auf diese Geschäftspraktik zurückgeführt.

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