"Inside Views": Bilder, die in China nicht gezeigt werden

Moralisch unantastbar und immer im Dienst der Partei: Das erwartet die Volksrepublik China von ihren Künstlern. Kunst, so die Vorstellung der Machthaber rund um Staats- und Parteichef Xi Jinping, habe zur Verbreitung und Verankerung der marxistischen Ideologie zu dienen. Alles andere muss weg. Die Kulturbranche steht unter strenger Kontrolle beziehungsweise Beobachtung: Für jede Ausstellung braucht es eine Genehmigung, die nur schwer zu bekommen ist. Von diesen herausfordernden Rahmenbedingungen für Künstler berichtete auch Kurator Fabian Knierim beim Presserundgang für die derzeit im Fotomuseum Westlicht zu sehende Ausstellung "Inside Views", in der auch eine Bilderserie der anwesenden chinesischen Fotografin Luo Yang gezeigt wird.

Nur zufällig politisch
Für jede Ausstellung braucht es eine eigene Genehmigung, die man nur schwer bekommt. „In staatlichen Museen geht nichts, auch in privaten Ateliers und Galerien ist es unmöglich, meine Arbeiten, in denen nackte Haut zu sehen ist, zu zeigen“, sagt die 1984 in Shenyang geborene Fotografin, von der einige Fotos in der Ausstellung zu sehen sind. Dabei seien ihre Aufnahmen keineswegs politisch. „Mir geht es nur darum, das Leben von Menschen in China mit meiner Kamera einzufangen. Mehr nicht“, versichert Luo Yang im KURIER-Gespräch. Die derzeit in Paris und Berlin lebende und arbeitende Fotografin fühlt sich vom chinesischen Staat nicht eingeschränkt. „Ich kann in Ruhe arbeiten. Wie bereits gesagt: Meine Arbeiten sind nicht politisch.“

Fakt ist aber: Die Arbeiten vieler im Ausland erfolgreicher chinesischer Künstler spielen in ihrer Heimat keine Rolle. Vor allem weibliche Nacktheit zu zeigen, ist im Land der aufgehenden Sonne nach wie vor ein Tabuthema. Wer sie trotzdem zeigt, spielt mit dem Feuer, wie man anhand der Geschichte des 2017 mit nur 29 Jahren verstobenen Fotografen Ren Hang sehen kann. Seine Aktfotos, in denen ineinander verschlungene Körper traditionelle Geschlechterrollen infrage gestellt werden, waren größtenteils verboten. Die Kontrollorgane warfen ihm vor, unter dem Deckmantel der Kunst Pornografie zu produzieren und moralische sowie soziale Tabus zu verletzen. Viele seiner Ausstellungen wurden abgesagt und der Künstler während seiner Arbeit verhaftet. Die Bilder von Ren Hang, dem 2015 in der Galerie Ostlicht in Wien bereits eine Einzelausstellung gewidmet war, sind ebenfalls Teil der Fotoschau, die insgesamt Bilder von elf Künstlern aus China zeigt.
"Inside Views! – noch bis 11. August im Fotomuseum Westlicht in Wien
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