Von Silvia Kargl
Mit „In Medeas Res“ von Liquid Loft/Chris Haring gab es am Mittwoch in der Künstlerhaus-Factory die erste Uraufführung bei ImPulsTanz. Präzise im Einsatz von Technik, Sound und Live-Projektionen, expressiv in der Choreografie – dennoch bleiben bei dieser experimentellen Auseinandersetzung mit der antiken Frauengestalt Medea Fragen offen.
Als Inspiration diente Pier Paolo Pasolinis Medea-Verfilmung (1969) mit Maria Callas in der Titelrolle. Klangobjekte von Patrizia Ruthensteiner erinnern an Requisiten, die auch bei Pasolini vorkommen, etwa Tierhäute. Die Objekte sind wandelbar, deren Bewegungen werden von den Performern Hannah Timbrell und Dong Uk Kim aufgegriffen und weitergeführt.
Dramatische Situation
Auch wenn Timbrell und Kim laut Programmheft keine Rollen verkörpern, scheinen sie doch Medea und Jason zu sein. In Duetten geben sie Einblicke in deren Beziehung, die von Liebe in Hass kippt. Soli spiegeln das Innenleben wider.
Die Komposition und das Sound-Konzept von Andreas Berger betonen die dramatische Situation, in der sich Medea wohl vor der Ermordung ihrer Kinder befindet. Es bleibt bei der Schilderung dieses Medea-Aspekts, die eigentliche Handlung wird ausgeklammert. Die vorbildhafte Gestaltung der Maria Callas ist zu erahnen, mehr aber auch nicht.
Reflexionen
Als zweite Schiene des Stücks fungiert die Situation der Verfilmung an sich. Die Performer richten Licht und Kameras für die Projektionen von Details aus, die in Close-ups auf den hohen Wänden des Saales im Künstlerhaus ihre Wirkung nicht verfehlen. Aber dem Ziel, einen alten Stoff aus neuer Perspektive näher zu kommen, helfen die vielen technischen Aktionen nicht. So bleiben als stärkste Momente die Reflexionen Medeas in der Choreografie von Chris Haring.
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