ImpulsTanz: Auf der Suche nach "Flow"

Teilnehmer des ImpulsTanz-Workshops "Higher".
Vom Club ins Tanzstudio: Michele Rizzo ist auf der Suche nach „Flow“-Zuständen.

Zuerst wird gedehnt, dann entspannt. Mit ausgestreckten Armen und Beinen liegen rund 40 Menschen auf der Turnmatte und atmen sich den Alltagsstress aus dem Leib. Einatmen. Ausatmen. Die Augen sind geschlossen, die Lungenflügel weit offen. Angenehme Stille kehrt ein. Michele Rizzo hat etwas dagegen und bedient seinen Laptop: Technoide Beats bauen sich langsam auf, werden lauter und immer mächtiger. Nach rund einer Minute haben sie ihre Betriebsgeschwindigkeit erreicht: 140 Beats pro Minute jagen durch die Halle. Getanzt wird dazu aber noch nicht. So will es Rizzo, ein aus Italien stammender Choreograf, der sich auf Clubmusik und die dazugehörigen Tanzstile spezialisiert hat.

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Kostenpflichtig!
„Higher“ nennt er seinen fünftägigen Workshop, den er beim heurigen ImpulsTanz-Festival im Objekt 19 im Wiener Arsenal noch bis Freitag leitet. Dort, wo normalerweise Bühnenelemente für die Bundestheater gebaut werden, haben seit Mitte Juli wieder Anfänger und Fortgeschrittene in puncto Tanzschritt das Sagen. Der jüngste Workshop-Teilnehmer ist gerade erst einmal 4 Jahre jung, der älteste unfassbare 92. 3500 Teilnehmer verteilen sich in Summe auf 255 Kurse, für die es vereinzelt noch Restplätze gibt(siehe Info unten).

Akt

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Fünf Minuten liegen die Workshop-Teilnehmer bereits am Rücken – massiert werden sie dabei von den Bässen. Damit sollen sie in Stimmung gebracht werden. Ziel sei es, den Flow zu finden – werde eins mit dem Rhythmus! Rizzo, selbst leidenschaftlicher Clubgeher, hat sich im Rahmen seiner Ausbildung an der School for New Dance Development in Amsterdam, wo er mittlerweile Gastdozent ist, verstärkt mit Techno und Trance auseinander gesetzt. Er selbst beschreibt die Tanzkultur in Clubs als intimen, aber trotzdem kollektiven Akt. Das Besondere daran: „Man kann sich zwar selbst auf der Tanzfläche verlieren, ist aber immer noch Teil der Gruppe“, erklärt Michele Rizzo im KURIER-Gespräch.
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Für seine Feldforschung gehe er aber nicht mit dem Notizbuch zu Partys, um die dort gepflegten Tanzstile zu protokollieren. „Ich will während des Workshops auch keine Clubatmosphäre erzeugen. Das wäre nicht möglich – und nicht Sinn der Sache.“ Stattdessen gehe es dem Choreografen um die verschiedenen mentalen Zustände, die sich beim Raven einstellen können. „Gemeinsam auf einer Welle surfen – das hat etwas Meditatives“, sagt Rizzo. Genau aus diesem Grund hat sich die 31-jährige Nina W. aus Wien auch für diesen Workshop angemeldet. „Mich interessiert die Wirkung von Beats auf Körper und Geist“, sagt sie im KURIER-Gespräch.

Werkzeug

Nach einleitenden Worten fordert Rizzo die Teilnehmer auf, für sich zu tanzen und dabei alles um sich herum auszublenden. Bei Tageslicht, und ohne Einfluss von Spaßbeschleunigern fällt das einigen überraschend leicht – aufgedreht bewegen sie sich durch den Raum. Andere gehen es minimalistischer an und verlagern nur das Gleichgewicht von einem Bein auf das andere. Links. Rechts. Links. Rechts. Zum Schluss des ersten Workshop-Tages stellt Rizzo einige Tanzschritte vor. Es sei aber bloß seine Art zu tanzen – ein mögliches Werkzeug auf der Suche nach „Flow“-Zuständen.

Info: Letzte Chance
Für folgende Workshops (täglich von 8. bis 12. 8.) kann man sich noch auf impulstanz.com anmelden:
– STORM: „Groundmoves“ von 12.30–14.15 Uhr
Gerda König & Gitta Roser: „bodyREALITIES“ von 9–12 Uhr
– Koffi Koko: „Danse Africaine Moderne“ von 12.15–14 Uhr
– Dieter Rehberg: „Somatic Movement“ von 9.30–11.30 Uhr
– Christian Apschner & Maria Probst: „Contemporary Contact Ballroom“ von 18–20 Uhr

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