Immer, wenn das Handy läutet ...

Ein begehrter Einspringer: Der finnische Dirigent Mikko Franck
Der Finne Mikko Franck dirigiert Wagners "Lohengrin" im Haus am Ring.

Mikko Franck, Wien und das Telefon – das ist eine Geschichte für sich. Groß war die Not, als Donald Runnicles 2013 das Dirigat der Uraufführung von Ian Bells "A Harlot’s Progress" im Theater an der Wien zurücklegen musste. Ein Telefonanruf, schon saß Mikko Franck im Flieger und rettete schließlich souverän die Premiere.

Vor knapp vier Wochen dann eine ähnliche Situation: Wiens Generalmusikdirektor Franz Welser-Möst musste aus gesundheitlichen Gründen all seine Verpflichtung absagen. Ein Anruf aus der Staatsoper, Mikko Franck stieg wieder ins Flugzeug und führte am Ring eine Spielserie von Puccinis "La Bohème" zum Erfolg.

Und weil aller guten Dinge bekanntlich drei sind: Als Bertrand de Billy sich im Streit aus der Neuproduktion von Wagners "Lohengrin" verabschiedete, war wieder Mikko Franck da. Es wird seine erste Premiere an der Staatsoper sein.

Lieber planlos

"Vor zwei Wochen hätte ich nicht einmal im Traum daran gedacht, jetzt hier zu sitzen und Wagner zu proben. Da sieht man wieder, dass man im Leben nichts planen sollte", lacht der ehemalige Chefdirigent und Direktor der Finnischen Nationaloper Helsinki. Was an "Lohengrin" so schwierig ist? "Wagner erfordert aufgrund der Länge eine ziemliche Konstitution. Und für das Publikum sollten die Opern Wagners so klingen, dass man die Stunden nicht merkt, sondern nur genießt. "

Im Alter von fünf Jahren war für Franck klar, dass er Geiger und Dirigent werden möchte. "Ich habe meine Eltern um eine Geige förmlich angebettelt. Andere Kinder wollten Polizist oder Astronaut werden, ich wollte geigen und dirigieren." Lachender Nachsatz: "Na, immerhin 50 Prozent meiner Ziele habe ich verwirklicht. Das ist nicht so schlecht für einen damals erst Fünfjährigen", so der designierte Chefdirigent (ab 2015) des Orchestre Philharmonique de Radio France.

Wie aber bereitet sich Franck auf die jeweiligen Stücke vor? "Ganz einfach: Ich habe neben der Musik nur ein einziges echtes Hobby, nämlich schlafen. Das hilft mir sehr. Das war auch jetzt bei den ,Lohengrin‘-Proben und den ,Bohème‘-Vorstellungen so. Ich habe mich nach der Probe hingelegt, bin als Wagner-Dirigent eingeschlafen und abends als Puccini-Dirigent aufgewacht."

Was Franck an der Staatsoper besonders schätzt? "Das Orchester ist natürlich ein Geschenk für jeden Dirigenten. Ich bin dankbar, hier sein zu dürfen." Lachend: "Sollte in Zukunft Bedarf bestehen – ich bin auch gern bereit, einzuspringen."

Kommentare