Im Kino: Affen-Revolte im Arbeitslager

Planet der Affen
Der dritte Teil der Prequel-Trilogie ist der bislang beste: Herzzerreißend.

Als 2011 der Blockbuster "Planet der Affen – Revolution" als Vorgeschichte zum berühmten Sci-Fi-Klassiker angekündigt wurde, lag die Latte der Erwartungshaltung nicht sehr hoch. Umso größer dann die Überraschung, als sich der erste Teil des Prequels als gefühlvolles Affen-Mensch-Melodram entpuppte. Der zweite Teil "Planet der Affen – Revolution" erhielt noch bessere Kritiken als sein Vorgänger. Und mit dem dritten (und vermutlich letzten) und bislang besten Teil "Survival" lässt sich sagen: Das "Planet der Affen"-Reboot zählt mit Sicherheit zu den bemerkenswertesten Blockbustern, die Hollywood in seinem Franchise-Taumel hervorgebracht hat.

Andy Serkis als Affen-Rebell Caesar treibt mit seinem intensiven Spiel das Spezialeffekt-Niveau des Motion-Capture-Verfahrens auf die Spitze. Er durchdringt seinen Tierpelz mit so viel nuancierter Emotion, dass die Rufe, ihn für einen Oscar zu nominieren, nach "Survival" garantiert noch lauter werden. Die Großaufnahmen von Serkis’ tränengefüllten Augen im zermürbten Affengesicht sind steinerweichend, seine zitternde Fellpratze auf dem Kopf seines Affensohnes jammervoll. Im Gegensatz zum üblichen Blockbuster-Musikgebrüll lässt Horror-Regisseur Matt Reeves über weite Strecken Stille zu. Er schafft dadurch innige und intime Momente, die er wirkungsvoll mit sorgfältig orchestrierten Action-Sequenzen unterbricht.

Psychopath

"Spaß" im Sinn des klassischen Popcorn-Kinos macht "Survival" allerdings nicht. Das Schicksal von Caesar, den wir schon von klein auf seit seiner Zeit als Laboraffe in San Francisco kennen, ist von düsterer Grimmigkeit. Reeves unternimmt eine Fantasy-Reise ins Herz der Finsternis und erzählt das Finale der Trilogie als herzzerreißenden Anti-Kriegsfilm. In lichtlosen Bildern liegen die Reste einer menschlichen Zivilisation zerbrochen in kalter Schneelandschaft. Ein verlassenes Skigebiet erinnert an fröhliche Zeiten, doch daran denkt jetzt niemand mehr. Caesar hat versucht, sich mit seinem Stamm in Sicherheit zu bringen und dem Krieg mit den von einer Seuche stark dezimierten Menschen auszuweichen. Doch eine Gruppe von US-Soldaten unter dem Kommando eines erbarmungslosen Colonels hat Caesars Familie getötet und den Stamm gefangen genommen. In einem Lager werden sie brutal zur Arbeit gezwungen.

Woody Harrelson ist wie geschaffen für seine Rolle als psychopathischer Anführer und hat sich eindeutig den Wahnwitz von Marlon Brando als Colonel Kurtz in "Apocalypse Now" zum Vorbild genommen. Umnebelt von Allmachtsfantasien über die Beherrschung der menschlichen Rasse, exekutiert er Leute, die mit der Affengrippe infiziert wurden, ebenso eigenhändig wie aufmüpfige Affen-Lagerinsassen. Wer Widerstand leistet, bekommt die Peitsche zu spüren. Gleichzeitig wird er mit genügend Psychologie ausgestattet, um das Stereotyp vom fanatischen Militär-Faschisten aufzuweichen.

Matt Reeves’ Bilder vom Lager und seinen Gefangenen, bewacht von schießwütigen Soldaten, beschwören die Ikonografie totalitärer Diktaturen, ohne die Anspielung auf Gegenwartspolitik überzustrapazieren.

Dass der Colonel aber ausgerechnet eine sinnlose Mauer bauen will, kann fast kein Zufall sein.

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