Im Bronski: Eine schrecklich nette Familie – mit russischem Akzent

Tanzen zu „Xanadu“: David Oberkogler, Agnes Hausmann, Dominic Marcus Singer und Julia Edtmeier
Mit jeder Folge besser: „Onkel Wanja – Die Sitcom“ von Julia Edtmeier nach Anton Tschechow im Bronski & Grünberg

Die wunderbar vollgestopfte Mietwohnung auf der Bühne des Bronski & Grünberg dürfte eher in Chicago liegen denn in der russischen Provinz. Zumal sie in „Onkel Wanja – Die Sitcom“ von einer schrecklich netten Familie bevölkert wird. Der Herr im Haus, „Wanni“ gerufen, ist ein Couch-Potato wie einst Al Bundy: Wenn sich Gerhard Kasal doch einmal erhebt, dann kommt das einer fast übermenschlichen Kraftanstrengung gleich.

Seine Nichte Sonja frönt währenddessen dem Putzfimmel, der verarmte Telegin (Dominic Marcus Singer) hat sich als grinsendes Kuschelmonster eingenistet. Man wartet, wie in der Vorlage von Anton Tschechow, auf Sonjas Vater, den verhassten Professor (Nicolaus Hagg).

Und dann rauscht dessen junge Ehefrau Elena (Agnes Hausmann) mit einem Prada-Sackerl herein – in Minirock und Pelz. Sie verdreht nicht nur Wanja den Kopf, sondern auch Astrow (David Oberkogler), dem sie ungeniert an den Arsch greift. Später legt sie eine hinreißende Choreografie zu „Xanadu“ hin. Wir sind eben in den 1980ern (die grandiose Ausstattung stammt von Kaj Dymnicki): Im Fernseher macht Jane Fonda Aerobic.

Das klingt als Erzählung vielleicht sehr unterhaltsam. Die ersten beiden Folgen der Sitcom (es gibt vier zu je 20 Minuten) sind jedoch in der Regie von Dominic Oley eher mühsam. Weil die Gags im Feuerwerk der Ideen untergehen, das zugespielte Lachen und auch das gebrochene Russisch-Deutsch nerven.

Allmählich schwindet die Hektik, man nimmt sich Zeit, Szenen auszuspielen. Wirklich gelungen ist in der freien Fassung von Julia Edtmeier etwa eine Lottoziehung. Und deren Sonja muss furchtbar heulen, weil Elena mit Astrow schmust, den sie mehr als vergöttert. Aber sie landet schließlich doch mit ihm im Bett. Das Ende ist richtig gut. Aber auch sentimental und nachdenklich. Also eigentlich Tschechow – ohne Sitcom.

Kommentare