Premiere im Bronski & Grünberg: Kleine Gesten, große Gefühle

Singt Brel: Schmerzensmann Benjamin Vanyek
Das Bronski & Grünberg ist wiedererwacht - und thematisiert in vier Stationen „Sehnsucht nach allen möglichen Sachen“

Das Klatschen hat man in den drei Monaten der Zwangspause nicht verlernt: Begeistert nahm das Publikum die erste echte Premiere nach dem Lockdown auf. Kein großes Theater wagte den Schritt aus der Isolation, sondern eines der kleinsten, das aufmüpfige, trashige Bronski & Grünberg in der Müllnergasse (Ecke Porzellangasse). Es bewies wieder, ein Versuchslabor bzw. eine Plattform für Talente zu sein.

In der Quarantäne muss auch bei den Akteuren eine „Sehnsucht nach allen möglichen Sachen“ entstanden sein. So jedenfalls nennt sich das knapp 70-minütige „Stationendrama“, das eher eine Installation mit Darbietungen ist. Je zehn Personen werden zeitgleich im Uhrzeigersinn, um Distanz wahren zu können, zu drei Orten geführt; in den Genuss der dramaturgisch richtigen Abfolge gelangt die „Gruppe A“: Zunächst wohnt man im Requisitenlager unter dem Titel „Ich brenn“ einer impulsiven „Lesung“ mit Julia Edtmeier und Jakob Semotan bei, in der es schundromanmäßig aberwitzig zur Sache geht.

Danach, unter dem Motto „Ich leb“, darf man dem Schmerzensmann Benjamin Vanyek zuhören: Begleitet von Alexander Jost (E-Piano) und Nikolaus Messner (Cello) bringt er in der Bar Chansons von Jacques Brel auf Deutsch bzw. Wienerisch zu Gehör. Die „Bonbonniere für die Liebste“ umfasst leider nur drei Lieder.

Denn weiter geht es in den „Warteraum“. Man bekommt Wein kredenzt, kann in Büchern schmökern und Buster Keaton bei seinen hochartistischen Nummern zuschauen (die vom Bronski-Team gerne in Inszenierungen zitiert werden). Als Höhepunkt folgt dann ebendort, im Theatersaal, für alle 30 Zuschauer ein „Konzert“ von Kyrre Kvam am Keyboard. Er singt mit Engelsstimme romantische Lieder, darunter als Klammer: „Ich brenn, ich leb, ich ertrinke, ich sterb...“.

Es ist ein wunderbares, viel zu kurzes Lebenszeichen.

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