Der ewige Kreislauf des Lebens
Auf diese Premiere darf man gespannt sein. Denn wenn sich am Mittwoch (13. 11.) im Theater an der Wien der Vorhang zu Wolfgang Amadeus Mozarts „Idomeneo, Re di Creta“ hebt, ist eines garantiert: Das wird keine alltägliche Opernkost. Dafür garantiert einerseits Regisseur Damiano Michieletto, der für seine aufregenden Neudeutungen bekannt ist.
Andererseits steht mit Marlis Petersen eine der großartigsten Sing-Schauspielerinnen der Gegenwart in der Rolle der Elettra auf der Bühne.
Schummeln unmöglich
Und wie sieht Petersen die Figur der Elettra, die am Königshof von Kreta Prinz Idamante begehrt, am Ende als Einzige aber allein bleibt? „Wenn man die Vorgeschichte bedenkt, ist ihr Verhalten eher klar. Elektra hat – wie etwa bei Richard Strauss – unmittelbar zuvor blutige Rache an ihrer Mutter und deren Liebhaber genommen. Das kann man als Interpretin durchaus mitdenken, obwohl ,Idomeneo natürlich eine andere Geschichte erzählt.“
Gelebte Vielseitigkeit
Dafür ist auch Regisseur Damiano Michieletto zuständig, der „Idomeneo“ als Vater-Sohn-Konflikt deutet. „Idomeneo ist der König, der gottgleiche Übervater, der auf Geheiß der Götter, die es bei uns nicht gibt, seinen Sohn Idamante opfern soll. Ich sehe dieses Werk auch als eine Art Abnabelungsprozess, als Art Kreislauf des Lebens. Am Ende wird Idamante König sein, mit seiner geliebten Ilia zeugt er den nächsten Herrscher, während der bisherige Regent Idomeneo den Tod findet. Mozart hat das psychologisch sehr klug aufgeschlüsselt.
Humoriger Ernst
Der gebürtige Venezianer, der demnächst auch an der Staatsoper arbeiten wird, weiter: „Als Regisseur versuche ich, jeden Stoff so nah wie möglich an die Gegenwart, an uns Menschen heranzuführen. So bleibt die Oper am Leben.“ Dieses Credo wird Michieletto in Österreich wohl auch bei einem anderen Großprojekt verfolgen. „Ja, ich spreche mit dem Theater an der Wien über eine Neu-Inszenierung von Richard Wagners ,Ring des Nibelungen‘. Aber das ist noch Zukunftsmusik.“
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