Hugh Jackman über Boxen ohne Blutspritzer

"Wolverine"-Star Hugh Jackman ist witzig, attraktiv und schlagkräftig: In "Real Steel" legt er sich mit Riesen-Robotern an.

Vor ein paar Stunden ist er aus Paris gekommen und muss nach seinen Interviews in München gleich nach Moskau weiter: Ein Reisemarathon, der Hugh Jackman nicht erschüttern kann. Mit strahlendem Lächeln und wie aus dem Designer-Ei gepellt betritt der freundliche Australier das Zimmer im Bayerischen Hof im München, schüttelt jedem die Hand und fragt interessiert nach, woher seine Gesprächspartner kommen.

Ein Bilderbuch-Mann.

KURIER: Mr. Jackman, in "Real Steel" (ab 4. November im Kino) spielen Sie einen Boxer, der nicht selbst kämpft, sondern Boxroboter in den Ring steigen lässt. Ist das Ihre ganz persönliche Antwort auf die Brutalität des Boxsports?
Hugh Jackman: "Real Steel" ist für mich der Boxfilm der nächsten Generation. "Rocky" (das Boxerdrama, das Sylvester Stallone zum Kult machte, Anm.) fürs 21. Jahrhundert, sozusagen. Da spritzt kein Blut mehr, da brechen keine Knochen, da kämpfen die Maschinen. Die Stars, die jeder Sport braucht, das sind hier die Roboter.

Aber Sie geben mit dem Steuermodul in der Hand die Schläge vor, die der Roboter dann genau so ausführt. Das Boxtraining blieb Ihnen also nicht erspart, oder?
Ja, das war ganz schön hart, dieses tägliche Training. Aber Gott sei Dank bin ich ein Sportfanatiker. Ich mache alles, ich spiele sogar Pétanque (eine Boule-Sportart; Anm.) , wenn ich in Frankreich bin. Obwohl das ja wirklich nicht die große Action ist. Und ich kann als Musical-Darsteller auch gut tanzen. Tanzen hat sehr viel mit Boxen zu tun. Allen figurbewussten Menschen kann ich nur raten, zu tanzen und zu boxen. Und zu rudern.

Sie haben sogar Trainerstunden bei US-Boxlegende Sugar Ray Leonard genommen, um den Robos die perfekten Schläge verpassen zu können.
Ja, das war eine tolle Zeit bei Sugar. Er hat mir viel beigebracht. Und der verdammte Kerl sieht mit seinen 55 Jahren so aus, als wäre er nie von einer gegnerischen Faust getroffen worden. Er ist genau der Richtige, wenn du etwas übers Austeilen und Einstecken lernen willst.

Ihr Charlie Kenton in "Real Steel" ist als Vater ein Versager. Am liebsten würde er von seinem Sohn gar nichts wissen und ist richtig schockiert, als er plötzlich auf ihn aufpassen muss. Dieses Verhalten muss Ihnen als begeisterter Vater ja richtig schwer gefallen sein.
Ist es auch. Ich bin im richtigen Leben ein Vater, der immer da ist für die Kids. Bei ihnen ist, wenn sie mich brauchen. Die beiden lehren mich jeden Tag Geduld und Hingabe. Eigentlich unglaublich, dass ich einen so schlechten Vater spiele.

Und verraten Sie uns auch das Geheimnis einer dauerhaften Beziehung. Sie und Deborah-Lee Furness sind ja seit mehr als 15 Ehejahren ein glückliches Paar.
Ich glaube, die Leute machen sich viel zu viele Gedanken darüber, wie ideal der Partner sein soll. Genau so und so. Es ist viel besser, Pessimist zu sein in der Liebe und nichts zu erwarten. Als ich meine Frau traf, war ich Single und hätte absolut nicht sagen können, wonach ich suchte. Aber als ich sie sah, war es plötzlich ganz klar für mich: Das ist sie.

Regisseur Levy: "Sequel von 'Real Steel' wird es sicher geben."

Wenn man Hugh Jackman und Shawn Levy zusammen sieht - knuffend, lachend und übermütig -, dann weiß man erst einmal, dass sie viel Spaß miteinander hatten: "Real Steel", koproduziert von Steven Spielberg, ist ein Film für Männer, die gerne noch Buben wären. Und für deren Söhne, die viel besser mit Wii, X-Box und Playstation umgehen können als mit Bleistift, Hammer oder Schraubenzieher. "Meine Töchter haben mich ganz entgeistert gefragt, warum ich einen Boxfilm mache", erzählt Regisseur und Vierfachvater Shawn Levy ("Nachts im Museum", "Der rosarote Panther").
Doch die Buddies ließen sich nicht beirren: "Steven hatte mir so vorgeschwärmt von Roboboxing-Spielen und Robo-Tanzbewerben, dass ich mich richtig reinhängte und mir alles ansah, was es da so gab". Auch er sei rasch fasziniert gewesen von dem, was Roboter alles können. "Der Film kann ja auch als Allegorie auf unsere Zeit gesehen werden: Maschinen geben den Ton an, werden immer dominanter in allen Lebensbereichen. Bei vielen Leuten wird man den Eindruck nicht los, sie seien mit ihren Bildschirmen verheiratet". Maschinen hätten eben etwas Faszinierendes, "sie können richtig expressiv sein". Das Entwerfen der riesigen Boxroboter gemeinsam mit den Production Designern habe ihm einen Riesenspaß gemacht. "Die wildesten Robos habe ich mir allerdings schon für das Sequel von 'Real Steel' aufgehoben. Denn das wird es sicher geben."

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