Hommage an Pierre Boulez und vollendeter Verdi

Daniel Barenboim (li.) und Riccardo Muti beehrten am Wochenende den Wiener Musikverein
Denkwürdiges im Musikverein: Daniel Barenboim dirigierte zu Allerheiligen, Riccardo Muti zu Allerseelen

Allerheiligen und Allerseelen – das sieht im Wiener Musikverein so aus: Erst dirigierte Daniel Barenboim die Wiener Philharmoniker mit einem Boulez-Schubert-Programm. Danach interpretierte Riccardo Muti (mit Barenboim als Zuhörer) Giuseppe Verdis "Messa da Requiem" mit "seinem" Chicago Symphony Orchestra. Glückliches Wien, denn zwei derartige musikalische Ereignisse können so wohl wirklich nur im Musikverein stattfinden.

Aber der Reihe nach: Barenboim und die exzellent geprobten Philharmoniker brachen bravourös eine Lanze für den Komponisten, Dirigenten und Vordenker Pierre Boulez, dessen 90. Geburtstag nächstes Jahr ansteht. In den Werken "Livre pour cordes", "Mémoriale" (stark der Flötist Karl-Heinz Schütz) sowie in "explosante-fixe ... originel" stellten die Philharmoniker und Barenboim ihre Kompetenz in Sachen Moderne unter Beweis. Dass Schuberts "Große C-Dur- Symphonie" – von Barenboim mit sattem Pinselstrich gemalt – perfekt funktionierte, versteht sich da fast schon von selbst.

Verdi-Fest der Superlative

Für ein anderes, zutiefst berührendes Ereignis sorgte danach Riccardo Muti bei Verdis "Requiem". Das exzellente Chicago Symphony Orchestra, der nicht minder kompakte Singverein der Gesellschaft der Musikfreunde und die fabelhaften Solisten Krassimira Stoyanova (Sopran, als stimmlich höchst vollendete, kurzfristige Einspringerin), Ekaterina Gubanova (Mezzo), Piotr Beczala (Tenor) und Riccardo Zanellato (Bass) bescherten ein Verdi-Fest der Superlative.

Denn Riccardo Muti spürte bei dieser "Messa da Requiem" den letzten Dingen um Leben, Tod und (eventuelle) Wiederauferstehung in einer Intensität nach, die ihresgleichen sucht. Jeder Ton wurde zu einem Geschenk. Verdi in Reinkultur – innig, stimmig, zu Herzen gehend. Standing Ovations!

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