HGM: Umstrittener Saal "Republik und Diktatur" wird bis 2025 erneuert

HGM: Umstrittener Saal "Republik und Diktatur" wird bis 2025 erneuert
Der neue Direktor Hoffmann lässt den Saal mit 8. Mai schließen, die Einbindung von zahlreichen Institutionen ist geplant.

Das Heeresgeschichtliche Museum (HGM) setzt unter seiner neuen Leitung erste Schritte zur von der Fachwelt lange geforderten Reformierung und schließt mit 8. Mai den umstrittenen Saal "Republik und Diktatur". Zum Republiksjubiläum im Jahr 2025 soll der 900 Quadratmeter große Raum in neuem Licht erstrahlen. Direktor Georg Hoffmann will in den Umgestaltungsprozess zahlreiche Institutionen einbinden und "Diskussionen ins Museum holen", wie er am Mittwoch bekanntgab.

Die Errichtung des Saals im Jahr 1998 sei damals "bahnbrechend" gewesen, da es sich um die erste museale Befassung mit der Zeitspanne 1918 bis 1945 gehandelt habe. "Doch in den vergangenen 25 Jahren hat sich in der Wissenschaft und in der gesellschaftlichen Diskussion viel getan", weshalb eine Neubetrachtung und Umgestaltung dringend notwendig sei, so der 1979 geborene Historiker, der das HGM seit Mitte Februar in Nachfolge von M. Christian Ortner leitet.

Das Datum der Schließung habe man bewusst mit dem Jahrestag der Kapitulation der deutschen Wehrmacht am 8. Mai 1945 gewählt. Mit der breit angelegten Zusammenarbeit mit Institutionen vom Wiener Wiesenthal Institut für Holocaust-Studien über Universitäten bis zur Initiative #HGMneudenken wolle man "ein Zeichen setzen". Die Einladung an unterschiedlichste, auch internationale Kooperationspartner werde demnächst verschickt. Für die Modernisierung stellt das Ministerium in einem ersten Schritt 4,3 Mio. Euro zur Verfügung, wie Verteidigungsministerin Klaudia Tanner (ÖVP) bereits bei der Bekanntgabe der neuen Direktion im Februar sagte.

Einer mögliche Zusammenarbeit mit dem Haus der Geschichte Österreich (hdgö) steht Hoffmann, der dort von 2017 bis 2019 als Kurator tätig war, auf APA-Nachfrage sehr offen gegenüber. Die Herauslösung des HGM aus dem Verteidigungsministerium, die von Kritikern gefordert wurde, hält er hingegen für nicht sinnvoll.

Der Planungsprozess für die Neugestaltung soll - in enger Abstimmung mit dem jüngst eingerichteten Beirat - so bald wie möglich starten. Bis 2025 bleibt der Saal zwar geschlossen, soll aber punktuell in die Vermittlungsarbeit miteinbezogen werden. Denn: "Der Raum soll in der Zeit ja nicht verschwinden." Grundsätzlich schwebt Hoffmann vor, Schicksale von Personen hinter den Objekten sichtbarer zu machen und einen multiperspektivischen Blick auf Ereignisse und Objekte zu werfen.

Auch die Frage, "wie man Gewalt heute ausstellen soll", müsse hinterfragt werden. Wichtig sei es, stets auch die Folgewirkungen von Ereignissen bis hinein in die heutige Gesellschaft mitzudenken und abzubilden. Auch dem Thema Holocaust sowie der Errichtung der Demokratie nach 1945 soll mehr Raum als bisher gegeben werden. "Hier wurde zwar eine Diskussion aufgemacht, aber nicht zu Ende geführt", sagte Hoffman bei einem Rundgang durch den Saal.

"Die museale Debatte ist an einem neuen Punkt angelangt, nicht zuletzt durch den Umstand, dass wir fast 80 Jahre nach Kriegsende am Ende der Zeitzeugenschaft angekommen und in eine neue Phase des kollektiven und kulturellen Gedächtnisses eingetreten sind", so der HGM-Direktor. Grundsätzlich schwebt ihm ein interaktiver, aber auch veränder- und wandelbarer Raum vor, der laufend an neue Erkenntnisse angepasst werden könne: "Diskussion steht vor Präsentation."

Kommentare