Herbert Blomstedt am Pult der Wiener Philharmoniker

 
Eine späte künstlerische Beziehung, die hoffentlich noch lange halten wird.

Es ist eine späte Liebe. Aber besser spät als nie. 2011 stand Herbert Blomstedt im Rahmen der Salzburger Mozartwoche erstmals am Pult der Wiener Philharmoniker. Da war Blomstedt gerade 83 Jahre alt. 2013 leitete der in Amerika geborene, seinen schwedischen Wurzeln verpflichtete Dirigent sein erstes Abonnementkonzert im Wiener Musikverein. Im zarten Alter von 85 Jahren.

Am Wochenende stand der nunmehr 87-jährige, ungeheuer agile Maestro abermals am Pult der Wiener Philharmoniker. Und Werke von Haydn und Beethoven machten es deutlich: Diese Verbindung ist einfach ein Traum.

Denn Blomstedt ist kein Selbstdarsteller, sondern ein Diener an der Musik. Und der Dirigent weiß um die Qualitäten der Wiener Philharmoniker bestens Bescheid. Wie herrlich fragil, wie fein ausgeleuchtet klingt da etwa Joseph Haydns populäre D-Dur-Symphonie "Die Uhr".

Mit Eleganz, aber auch mit der nötigen Verve stellt sich bei Blomstedt dieser Haydn ein. Allfällige Diskussionen über das Thema "Originalklang" werden auch dank des exzellenten Orchesters hinfällig. Haydn klingt, und er klingt sehr, sehr gut.

Ähnliches lässt sich von Ludwig van Beethovens dritter Symphonie, der berühmten "Eroica" sagen. Auch hier bildeten Dirigent und Orchester eine grandiose Einheit. So kompakt, homogen, so sensationell-unaufgeregt ist dieses Werk auch in Wien nicht alle Tage zu erleben.

Denn Blomstedt und die Musiker setzen in den richtigen Momenten zwar auf Emphase, verfallen aber nie in einen allzu hehren, pathetischen Kitsch-Topf. Da sind die einzelnen Sätze tadellos ausgeformt, da wird – auch zur Freude des letztlich jubelnden Publikums – einfach perfekt musiziert. Bleibt nur zu hoffen, dass diese "Liebesbeziehung" noch viele Jahre weitergeht.

KURIER-Wertung:

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