Ausstellung über Hedy Lamarr: Biedermeier in Beverly Hills
Gleich vorweg: Möbel von Hedy Lamarr gibt es in dieser Ausstellung nicht zu sehen – obwohl sie im Wiener Möbelmuseum stattfindet. Übrigens nicht weit entfernt von jenem Baustellenskelett, das als Kaufhaus ihren Namen tragen sollte. Wer Interesse an einem kulinarisch aufgefächerten Lebenslauf des aus Wien stammenden Hollywoodstars hat, der ist mit dieser Schau von Danielle Spera aber gut bedient. Am Samstag, 9. November, wäre Lamarrs 110. Geburtstag.
Die Ausstellung „Hedy Lamarr – Hausfrau, Künstlerin, Wildfang“ erinnert auch in ihrem Aufbau an ein Biografiemanuskript, dessen Seiten an die Wand gepinnt wurden. Mit vielen Fotos, wenigen Originalexponaten (unter anderem zwei Kleider, ein selbst gebasteltes Nadelkissen, ein Miniatur-Porträt) und pointierten Texten führt der Parcours durch ein bewegtes Leben. Er beginnt mit der behüteten Kindheit von Hedwig Kiesler in Döbling. Nicht mehr so unschuldig gleich daneben ihr berüchtigter Durchbruch im Film „Ekstase“. Die Premiere mit der skandalösen Orgasmus-Szene verließen ihre Eltern vorzeitig. Ein groß aufgezogenes Bild zeigt sie als Kaiserin Elisabeth im Theater an der Wien – einer von vielen Versuchen der Imagekorrektur.
Eindruck im Badeanzug
Die Rolle brachte ihr ihren ersten Ehemann (von sechs) ein, Fritz Mandl. Der Sohn eines Waffenhändlers unterhielt gute Kontakte mit Ernst Rüdiger von Starhemberg und Benito Mussolini. Über Hedwig wachte er eifersüchtig – Fotos zeigen, dass der Schauspielerin ihr Lächeln in dieser Zeit abhandenkam. Mit einem filmreifen Coup entkam sie Mandl, verkleidet als Dienstmädchen. Nach ihrer Flucht machte ihr MGM-Boss Louis B. Mayer in London ein läppisches Angebot, das sie ausschlug. Sie schiffte sich wie auch Mayer auf der SS Normandie Richtung USA ein und zeigte dem Hollywoodmogul in Badeanzug und Haute-Couture-Kleid, wie sie Blicke auf sich ziehen konnte. Das Angebot Mayers verbesserte sich schließlich merkbar.
Den Künstlernamen Lamarr „erbte“ sie von der Schauspielerin und Drehbuchautorin Barbara La Marr, die bis zu ihrem Tod mit 29 Jahren 1926 auch eine schillernde Karriere hatte. Die Schau verfolgt die großen Erfolge der nunmehrigen Hedy Lamarr – „Algier“, „Delilah“, „Ziegfeld Girl“.
Erfindergeist
Viel Raum wird ihrem Erfindergeist gegeben: So ist eine Spieldose zu sehen, die sie in ihrer frühen Kindheit aus Neugier auseinander- und wieder zusammengebaut hat. Jene Entwicklung, auf der die moderne Kommunikation heute basiert – der Frequenzsprung – hatte sie der US-Navy angeboten. Aber die fand, dem Land sei mehr geholfen, wenn sie Küsse gegen Spenden verkauft.
Zurückgezogen
Das ist eine der Tragiken in Lamarrs Leben, deren Ruhelosigkeit in einer Liste an Wohnorten (23 allein in den USA) illustriert wird – aber nicht die einzige. Ab den 1960er-Jahren zog sie sich aus der Öffentlichkeit zurück. Das Bild der „schönsten Frau der Welt“, als die sie in ihren 20ern vermarktet worden war, vertrug sich nicht mehr mit ihrem reellen Bild, das von Medikamentenabhängigkeit und Schönheitsoperationen gezeichnet war. Sie versteckte sich in ihrem Heim. Fotos zeigen, wie sie sich Biedermeier und Tirolerstube nach Beverly Hills und New York holte. Auf eine wienerische Note in der Einrichtung legte sie Wert. Denn Wien blieb ihre große Liebe.
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