Autorin von "Wer die Nachtigall stört" gestorben

Autorin Harper Lee.
Ein Roman reichte der US-Autorin Harper Lee zum Weltruhm.

US-Autorin Harper Lee, die mit ihrem Roman "Wer die Nachtigall stört" zu Weltruhm gekommen ist, ist 89-jährig gestorben. Ihr 1960 veröffentlichter Weltbestseller ist in den USA eines der beliebtesten Bücher überhaupt. 40 Millionen Exemplare wurden verkauft, es ist eines der meistgelesenen Werke der Geschichte.

Atticus Finch, Hauptfigur ihres Buches, ist so etwas wie das moralische Gewissen der USA. Der stets freundliche und weise Rechtsanwalt verteidigt in dem 1960 veröffentlichten Weltbestseller „Wer die Nachtigall stört“ einen zu Unrecht der Vergewaltigung beschuldigten Afroamerikaner - und erteilt dabei sowohl seinen Kindern Jem und Scout als auch einem ganzen Land eine Lektion in Toleranz, Nächstenliebe und Menschenrechten.

Für unzählige US-Amerikaner galt die Romanfigur jahrzehntelang als eine Art perfekter Mann und Vorbild. Zu gerne hätten sie mehr von ihm gelesen, doch Autorin Harper Lee, die für „Wer die Nachtigall stört“ den Pulitzerpreis bekam, verweigerte sich standhaft jeder weiteren Veröffentlichung.

Misstöne um zweites Buch

Erst kürzlich erschien jedoch der zweite Roman Lees, "Go Set a Watchman" (dt. "Gehe hin, stelle einen Wächter"). Das Erscheinen wurde von Gerüchten begleitet, dass Lee - die jahrzehntelang aus der Öffentlichkeit verschwunden war - diese Entscheidung nicht mehr selber getroffen hat. Nach einem Schlaganfall im Jahr 2007 galt Lee als gesundheitlich stark angeschlagen. Hatte sie wirklich bei vollem Bewusstsein der Veröffentlichung eines zweiten Buches zugestimmt? Absolut, sagte damals der Verlag HarperCollins. Die Veröffentlichung sei mit dem vollen Einverständnis der Schriftstellerin geschehen.

Zahlreiche Freunde und Bekannte von Lee bezweifelten jedoch, dass Lee mit der Veröffentlichung einverstanden war. „Welches Buch?“, habe sie den mit ihr befreundeten Historiker Wayne Flynt gefragt. Sogar der Bundesstaat Alabama hat sich in die Debatte eingeschaltet. Nach einem anonymen Hinweis untersuchten die Behörden, ob Lee ausgenutzt und manipuliert wurde, konnten aber kein Vergehen feststellen.

Der Roman selbst sorgte dann für Aufsehen, rüttelt er doch kräftig am Bild von Atticus Finch: „Gehe hin, stelle einen Wächter“ ist etwa 20 Jahre nach „Wer die Nachtigall stört“ angesiedelt. Scout ist eine junge Frau, die sich inzwischen Jean Louise nennt und in New York lebt. Ihr Bruder Jem ist tot. Vater Atticus Finch - und das dürfte für die meisten Fans wohl der größte Schock sein - ist zum Rassisten geworden, der ein Treffen des Ku-Klux-Klans besucht und sich abfällig über Afroamerikaner äußert.

Biografie

Lee war das jüngste von vier Kindern eines Anwaltes und seiner gemütskranken Frau. Sie nahm Truman Capote unter ihre Fittiche, als dieser von der Großmutter in Monroeville aufgenommen und in der Schule gehänselt wurde. Lee galt als wild und unabhängig, er war der Stille und Besonnene. Beide teilten die Leidenschaft fürs Schreiben und irgendwann auch eine Schreibmaschine, die sie trotz des Gewichts von Haus zu Haus trugen.

Lee verließ Monroeville schließlich, um Jus zu studieren und in die Fußstapfen des geliebten Vaters zu treten. Nach einer Weile gab sie auf und arbeitete in New York bei einer Fluggesellschaft. Capote war schon vor ihr an den Hudson gezogen und machte dort bald Karriere.

Ob er mitlas, was Lee jahrelang über die (Lynch-)Justiz in der erzkonservativen Heimat Alabama zu Papier brachte, ist Gegenstand von Spekulationen. Unumstritten ist, dass sie maßgeblich an den Recherchen für sein Werk „Kaltblütig“ beteiligt war. Das Verhältnis zwischen Lee und Capote wird in den Filmen „Capote“ und „Cold Blood“ (Kaltblütig) reflektiert. Wodurch es 1966 zum Bruch ihrer langen und engen Freundschaft kam, behielten sie für sich.

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