Eine Faust gegen Musikkritiker

Eine Faust gegen Musikkritiker
Der Austrofred veröffentlicht mit "Hard on!" "seinen ersten richtigen Roman".

Auch ein Champion beginnt seinen Tag ganz normal - mit einem Café: Der Austrofred sitzt in einem Lokal am Wiener Schwedenplatz und nippt an seinem Milchcafé. Vor ihm liegt "sein erster richtiger Roman" "Hard on!". Es ist eine fiktive Reise - von Istanbul bis nach Bad Schallerbach. Das Cover des Buches orientiert sich am Filmplakat von „Der Profi“ mit Jean-Paul Belmondo in der Hauptrolle. "Ich wollte kein klassisches Roman-Cover haben, weil die ja ziemlich 'bochn' (blöd, Anmerkung der Red.) aussehen. Die ersten graphischen Entwürfe orientierten sich an Bud-Spencer-Film-Sujets. Wir haben uns dann aber auf "Der Profi" geeinigt, weil es von der Bildaufteilung am besten gepasst hat. Illustriert wurde es vom letzten noch aktiven Plakat-Zeichner Reinhold Busch. Das Buch-Cover passt, wie ich finde, auch ganz gut zum Inhalt: teilweise actionreich, ein bisschen abstrus und mit viel Klamauk versehen", sagt der Austrofred im KURIER-Interview.

Hinpecken

Der Austrofred ist hierzulande ja vor allem als Freddy-Mercury-Wiedergänger bekannt. Der Schöpfer dieser gerne brachial-komischen wie spitzbübischen Kunstfigur ist der umtriebige Bandleader (Kreisky) und Autor Franz Adrian Wenzl. Mit "Hard on!" (Czernin Verlag) veröffentlich er nach "Alpenkönig & Menschenfreund", "Ich rechne noch in Schilling" und "Du kannst dir deine Zauberflöte in den Arsch schieben" sein bereits viertes Buch.

Die ersten Seiten des knapp 150 Seiten starken Romans sind eine Art Rachefeldzug gegen die heimische Kritikerszene. Der Fasthuber vom Falter, der Schachinger und Fluch vom Standard sowie Kollege Tartarotti werden da zum Beispiel erwähnt. "Wenn die alle auch noch mit Vornamen Würstel heißen täten, dann wäre es perfekt, weil um genau solche handelt es sich bei diesen verkrachten Existenzen. Ein jeder von denen ist nur glücklich, wenn er etwas hat, wo er hinpecken kann! Das ist ihr natürlicher Hinpeckerreflex, der vor keiner Menschenwürde halt macht", schreibt der Champ in "Hard on!".

Eine Faust gegen Musikkritiker
Was denken Sie: Wie werden das die genannten Kritiker aufnehmen? "DenTartarottikenne ich zum Beispiel gar nicht persönlich. Aber einige laufen mir öfters über den Weg. Und deshalb weiß ich, dass sie das nicht so ernst nehmen werden. Das Buch greift einfach die oftmals vorhandenen Diskrepanzen zwischen Künstler und Kritiker auf. Ich persönlich habe keine Probleme mit den erwähnten Kritikern: Das sind ja eh alles recht liebe Spotzn", sagt der Austrofred und grinst dabei schelmisch.

Schwitzkasten

Das Schreiben seines ersten Romans war für ihn quasi ein „Learning by Doing“-Prozess. "Nein, Schreibblockaden gab es zum Glück nicht. Aber ich habe zum ersten Mal in meinem Leben Dialoge verfasst, musste einen Spannungsbogen aufbauen, immer wieder bestimmte Fährten legen usw. Das alles war für mich Neuland."

Der Champ musste sich also erst warmschreiben. Und so ist ihm der zweite Teil des Buches auch besser gelungen. "Zum Schluss ziagt die Geschichte ziemlich au": Der Austrofred kehrt nach Österreich zurück, verbringt heiße Nächte mit Mirjam Weichselbraun und trifft in Bad Schallerbach auf seinen härtesten Kritiker, der dann in den Schwitzkasten genommen wird.

Buschige Oberlippenbärte

Der Austrofred hat beim Schreiben seiner Romans, das übrigens eineinhalb Jahre gedauert hat, ein bisschen zu Jean Pauls „Dr. Katzenbergers Badereise“, einer Satire aus dem Jahr 1809, hinüber geschielt. „Die Struktur von 'Hard on!' liegt diesem Buch zugrunde“, sagt er im Interview.

Er selbst durchlebt im Roman eine schwere finanzielle Krise: Die letzte Tour „Fire, Light & Austrofred“ war aufgrund der hohen Produktionskosten ein Desaster. Und dann noch die vernichtenden Kritiken. So hat sich das der Austrofred nicht vorgestellt. Er fühlt sich missverstanden und schlecht behandelt. Das kann man doch mit dem Champion nicht machen. Oder doch?

Als er am Boden liegt, erreicht ihn ein Angebot aus Istanbul. Ohne zu überlegen nimmt er dieses an. Eine Reise ins Ungewisse. Dass er dort in Schwulenclubs auftritt und ihn die "buschigen Oberlippenbärte" mit „Üz-trü-früd“ anfeuern, ist ihm anfangs nicht bewusst bzw. egal. "Er reißt sich sein Leiberl herrunter, steht plötzlich mit nacktem Oberkörper da. Schweißperlen rinnen den muskulösen Körper entlang, ein Lächeln umspielt seine geschürzten Lippen. Mit lockendem Augenaufschlag flüstert er etwas ins Mikrofon (...). 'Pfiat eich', haucht er gerührt..." Der gelungene Rest steht im Buch.

Eine Faust gegen Musikkritiker

Info: "Hard on!" von Austrofred (152 Seiten, 16,90 Euro) ist im Czernin Verlag erschienen und wird am 18. Oktober im Wiener Rabenhof präsentiert. Alle Termine der Lese-Shows gibt es auf seiner Homepage.

KURIER verlost für die Austrofred-Lesung am 18. Oktober im Wiener Rabenhof 1x2 Karten. Eine eMail mit dem Betreff "Hard on" an kult(at)kurier.at genügt. Der Gewinner wird verständigt.

Die Termine:

18. 10. Wien Rabenhof (Leseshow & Buchpräsentation)
24. 10. Linz Posthof (Leseshow)
26. 10. Melk Tischlerei (Leseshow plus Konzert)
09. 11. Steyr Altes Theater (Leseshow)
10. 11. Graz Theater im Bahnhof (Leseshow)
12. 11. Wien Rabenhof (Leseshow)
14. 11. München Volkstheater (Leseshow & Konzert)
16. 11. Wiesing/Tirol Gemeindezentrum (Leseshow & Konzert)
08. 12. Zwettl/Rodl Beck‘s Bar (Leseshow & Konzert)
09. 12. Innsbruck Treibhaus (Leseshow)
20. 02. 2014 Salzburg Arge (Leseshow)

Kommentare