Eine der ersten Abbildungen zeigt eine Gottesanbeterin, die bekanntlich dem Männchen nach dem Akt den Kopf abbeißt: Vollgefressen sei sie fruchtbarer. Im Herbst 1911, wenige Monate nach dem Tod des Komponisten Gustav Mahler, ihrem ersten Mann („Für dich leben! Für dich sterben! Almschi!“), führte Alma im Labor Experimente an dieser Männer verschlingenden Fangschrecke durch. Naheliegend, dass Manker auch sein Einleitungskapitel „Die Gottesanbeterin“ nennt: Sie machte Oskar Kokoschka zum hörigen Geliebten, heiratete Walter Gropius und schließlich Franz Werfel. „Musik, Malerei, Architektur und Literatur: Das war ein Blatt mit vier Assen.“ Alma soll gesagt haben: „Nichts schmeckt besser als das Sperma von einem Genie.“
Ihr tabuloses Liebesleben, von Manker genussvoll dargelegt, begann schon vor Mahler: Mit 20 hatte sie eine Romanze mit Gustav Klimt: „Dieser Kuss war eine Naturnotwendigkeit.“ Dann folgte eine Affäre mit Alexander von Zemlinsky, den sie als „hässlichen Zwerg“ verspottete: „Dein Weihebecken will ich sein. Gieß deinen Überfluss in mich!“ Und sie notierte in ihr Tagebuch: „Mich dürstet nach Vergewaltigung.“ Dass Manker als Vorsatzblatt ein Muster mit der Vulva-Darstellung von Vivienne Westwood verwendet, liegt nahe. Für die „alternde Matrone mit starker Affinität zum Faschismus, hysterisch, herrschsüchtig und antisemitisch“ kann sich Manker hingegen weit weniger begeistern.
Paulus Manker: „Das große Alma Mahler Album“ – mit 280 Fotografien und 340 Zitaten. Amalthea.
352 Seiten. 37,50 Euro.
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