Hey Oscar! So geht das

Kendrick Lamar
Fünf Grammys für den politischen Rapper bilden die Antithese zum rein weißen Hollywood.

Ein paar Hip-Hop–Beats später scheint die US-Unterhaltungsindustrie wieder einigermaßen mit sich versöhnt: Nach dem Skandal um ausschließlich weiße Nominierte für die heurigen Oscars folgte in der Nacht auf Dienstag die Triumphstunde für das schwarze Amerika. Kendrick Lamar, Kritikerliebling und Aushängeschild für die "Black lives matter"-Bürgerrechtsbewegung räumte bei den Grammys ab. Mit elf Nominierungen für sein Album "How to Pimp a Butterfly" ging Lamar ins Rennen, fünf Trophäen trug er schließlich nach Hause. Und er verwandelte den Abend in einen symbolischen Akt gegen rassistische Polizeigewalt und die Stigmatisierung schwarzer Mitbürger. In "How to Pimp a Butterfly" hat Lamar die Ereignisse in der US-Stadt Ferguson verarbeitet, wo ein jugendlicher Schwarzer von der Polizei erschossen worden war. Den Song "The Blacker the Berry" performte der Rapper in Häftlingskleidung und mit Handschellen. Die Krönung des Abends besorgte das Weiße Haus, das ihm via Twitter Gratulationen ausrichten ließ. Ein Wermutstropfen blieb dennoch: Lamar gewann nur in den Rap-Kategorien und in der Abteilung "Bestes Video".

Selbstbewusstsein

Der erhoffte Titel der wichtigsten Kategorie, "Bestes Album", ging an Taylor Swift ("1989"). Die 26-Jährige, die auch zwei weitere Preise bekam, rief in ihrer Dankesrede ihre weiblichen Fans zu einem selbstbewussten Auftreten auf. Der Popstar warnte junge Frauen vor "jenen, die versuchen, euren Erfolg zu untergraben oder sich eure Leistungen und euren Ruhm anzueignen" – eine Spitze gegen Rapper Kanye West, der sie auf einem neuen Lied als "Nutte" ("Bitch") bezeichnet hatte. Mit dem im Oktober 2014 veröffentlichten Album "1989" hatte Swift endgültig den Wechsel von Country zu Popmusik vollzogen, es verkaufte sich in den Vereinigten Staaten mehr als 5,7 Millionen Mal.

Als Song des Jahres wurde Ed Sheerans "Thinking Out Loud" prämiert.

Hommage an Bowie

Das Ableben des großen Pop-Chamäleons David Bowie wurde am Grammy-Abend ebenfalls stilsicher zelebriert: Verkleidungskünstlerin Lady Gaga schlüpfte bei ihrem Auftritt in diverse Bowie-Kostüme und schlug in einem Medley einen berührenden Bogen von "Ziggy Stardust" bis "Let’s Dance". Man hätte ihr einen Spontan-Grammy durchaus vergönnt.

Eine andere Heldin der Pop-Gegenwart, Adele, laborierte dagegen an schweren Sound-Problemen: Der Ton fiel aus, und seltsame Gitarrengeräusche störten ihren Auftritt – ein Mikro war ins Piano gestürzt. Adele tröstete sich mit einem Burger der legendären kalifornischen Kette "In ’n’ Out". Den Grammy dazu zum Mitnehmen wird sie wohl nächstes Jahr einpacken dürfen, wenn ihr Album "25" in die Wertung kommt.

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