Grafenegg: Ein Fest für Strauss

Daniela Fally (li., mit Rose) und Marina Prudenskaja  sangen  in Grafenegg zum Auftakt Richard Strauss.
Das Musik-Festival in Grafenegg würdigte den Jahresregenten.

Geburtstage gilt es zu feiern. Auch dann, wenn der Jubilar bereits vor 150 Jahren geboren wurde, der Musikwelt aber ein unfassbar reiches Erbe hinterlassen hat.

Ja, die Rede ist von Richard Strauss, der heuer als Jahresregent das musikalische Leben bestimmt. Auch zum Auftakt des inzwischen achten Musik-Festivals Grafenegg war Strauss omnipräsent. Auszüge aus zwei der wohl schönsten Strauss-Opern standen am Wolkenturm (das Wetter hatte gehalten) auf dem Programm: "Der Rosenkavalier" und "Capriccio". Meisterwerke, die auch meisterhafte Interpreten erfordern. Und die standen dem von Starpianist Rudolf Buchbinder geleitetem Festival in Grafenegg zur Verfügung.

Vokaler Glanz

An der Spitze: Die Sopranistin Angela Denoke, die mit ihrem herrlich kultivierten, schön timbrierten Sopran einen berückenden, intimen Schlussgesang aus "Capriccio" sang. Eine hinreißend nachdenkliche, über die Bedeutung von Liebe, Ton und Wort räsonierende Gräfin Madeleine, die man sich so auf jeder Opernbühne wünschen würde. Wunderbar begleitet wurde die Künstlerin dabei vom Tonkünstler-Orchester Niederösterreich unter der Leitung von Andrés Orozco-Estrada, der auch beim "Rosenkavalier" auf feinfühlige Tempi setzte.

Denoke als Marschallin, die ausgezeichnete Daniela Fally als Sophie und Marina Prudenskaja als guter Octavian sorgten beim Schlussterzett (unter Mitwirkung von Thomas Tatzl) für ein traumhaftes "Rosenkavalier"-Finale. Auch die "Überreichung der Rose" zog zuvor dank Fally und Prudenskaja in den Bann. Ein Strauss-Fest.

Wesentlich mehr auf Effekte bedacht präsentierten sich die Tonkünstler bei der Tondichtung "Don Juan", bei der Chefdirigent Andrés Orozco-Estrada seinem Temperament freien Lauf ließ und das Bild eines zügellosen Eroberers und Verführers beschwor. Ausgezeichnet auch hier die solistischen Leistungen der Musiker. Und das fulminante Finale mit der "Rosenkavalier"-Suite (überaus schön polternd der "Ochs-Walzer") bewies, auf welch hohem Niveau Dirigent und Orchester agieren. Passend zu Grafenegg eben.

KURIER-Wertung:

Heute, Samstag, (19.30 Uhr) gastiert die Tschechische Philharmonie mit Dirigent Jirí Belohlávek am Wolkenturm in Grafenegg. Solistin bei einem Smetana-Dvorák-Programm ist Bernarda Fink . Am Sonntag geht es bereits um 11 Uhr los. Intendant Rudolf Buchbinder musiziert u. a. mit dem diesjährigen "composer in residence" und Klarinettisten Jörg Widmann Kammermusik im Auditorium. Um 19.30 Uhr ist am Wolkenturm das European Union Youth Orchestra unter der Leitung von Vasily Petrenko und mit dem Pianisten Simon Trpceski zu hören.

Kommenden Donnerstag (21. 8.) geht es mit dem Tonkünstler-Orchester Niederösterreich, Dirigent Kent Nagano und Jörg Widmann weiter. Es folgen: Das Freiburger Barockorchester mit Countertenor Bejun Mehta (22. 8.), das Seoul Philharmonic Orchestra mit Myung-Whun Chung und Pianist Sunwook Kim (23. 8.) und das London Symphony mit Antonio Pappano und Rudolf Buchbinder (24.8.).

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