Goldener Berlinale-Bär für iranischen Film "Taxi"
Mit einem Triumph für das Kino und die künstlerische Freiheit endete die 65. Berlinale Samstag Abend: Der Goldene Bär für den besten Film ging an den Iraner Jafar Panahi und seinen wunderbaren, tragikomischen semidokumentarischen Film „Taxi“.
Panahi konnte (wieder einmal) nicht selbst nach Berlin reisen: Die iranischen Regierung verhängte über ihn ein Berufs- und Ausreiseverbot. Trotzdem schafft der Regisseur es immer wieder, heimlich Filme zu drehen und ins Ausland zu schmuggeln. Für „Taxi“ stieg Panahi selbst ins Auto und kutschierte seine Landsleute durch die Stadt. Die Kamera ist fix im Taxi montiert und verlässt das Fahrzeug nie. Sie beobachtet Panahis Mitfahrer, die aus ihrem Leben erzählen und so einen faszinierenden Einblick in das Alltagsleben liefern. Auch Panahis wortwitzige Nichte ist unter den Mitfahrern; sie war es auch, die an Panahis Stelle den Goldenen Bären für den abwesenden Onkel in Empfang nahm und vor lauter Rührung nicht mehr sprechen konnte.
Altes Ehepaar
Insgesamt wurde der Wettbewerb der Berlinale als ausgeglichen und gut eingestuft, was die Prognosen auf mögliche Gewinner erschwerte. Während sich im letzten Jahr alle auf Richard Linklaters „Boyhood“ einigen konnte, gab es heuer keine klaren Favoriten. Offensichtlich stand auch die Preisjury unter US-Regisseur Darren Aronofsky („Black Swan“) unter diesem Eindruck und vergab manche Preise gleich doppelt. Der Silberne Bär für beste Regie ging sowohl an den Rumänen Radu Jude für „Afarim!“, einen Western aus der Walachei des Jahres 1835, als man noch „Zigeunersklaven“ hielt, und an „Body“ der Polin Małgorzata Szumowska, die eindringlich über die Beziehung eines magerüchtigen Mädchens zu ihrem Vater erzählt.
GOLDENER BÄR:"Taxi" von Jafar Panahi (Iran)
SILBERNER BÄR, GROSSER PREIS DER JURY: "El Club" von Pablo Larrain (Chile)
SILBERNER BÄR FÜR DIE BESTE REGIE: Radu Jude (Rumänien) für "Aferim!" Malgorzata Szumowska (Polen) für "Body"
SILBERNER BÄR FÜR DIE BESTE DARSTELLERIN: Charlotte Rampling in "45 Years" von Andrew Haigh (Großbritannien)
SILBERNER BÄR FÜR DEN BESTEN DARSTELLER: Tom Courtenay in "45 Years" von Andrew Haigh (Großbritannien)
SILBERNER BÄR FÜR HERAUSRAGENDE KÜNSTLERISCHE LEISTUNG: Sturla Brandth Groveland - Kamera in "Victoria" von Sebastian Schipper (Deutschland) Evgeniy Privin und Sergey Mikhalchuk - Kamera in "Under Electric Clouds" von Alexei German (Russland)
SILBERNER BÄR FÜR DAS BESTE DREHBUCH: Patricio Guzman (Chile) für "Der Perlmuttknopf"
ALFRED-BAUER-PREIS: "Ixcanul Volcano" von Jayro Bustamante (Guatemala)"
GOLDENER BÄR FÜR DEN BESTEN KURZFILM: "Hosanna" von Na Young-kil (Südkorea)
SILBERNER BÄR FÜR DEN BESTEN KURZFILM: "Bad at Dancing" von Joanna Arnow (USA)
BESTER ERSTLINGSFILM: "600 Millas" (600 Miles) von Gabriel Ripstein (Mexiko)
Preise der Nebenjurys
PREIS DER ÖKUMENISCHEN JURY: "Der Perlmuttknopf" von Patricio Guzman, "Ned Rifle" von Hal Hartley, "Histoire de Judas" von Rabah Ameur Zaimeche
FIPRESCI-PREIS DES INTERNATIONALEN VERBANDES DER FILMKRITIK: "Taxi" von Jafar Panahi, "Paridan az Ertefa Kam" (A Minor Leap Down) von Hamed Rajabi, "Il gesto delle mani" (Hand Gestures) von Francesco Clerici
PREIS DER GILDE DEUTSCHER FILMKUNSTTHEATER: "Victoria" von Sebastian Schipper
PREISE DER CICAE (Internationaler Verband der Filmkunsttheater): "Que Horas Ela Volta?" von Anna Muylaert, "Zurich" von Sacha Polak
AMNESTY INTERNATIONAL FILMPREIS: "Tell Spring Not to Come This Year" von Saeed Taji Farouky und Michael McEvoy
FRIEDENSFILMPREIS: "The Look of Silence" von Joshua Oppenheimer
LABEL EUROPA CINEMAS: "Mot Naturen" von Ole Giæver und Marte Vold
TEDDY AWARD: "Nasty Baby" von Sebastian Silva
MADE IN GERMANY - FÖRDERPREIS PERSPEKTIVE: Oskar Sulowski für "Rosebuds"
DFJW-PREIS DIALOGUE EN PERSPECTIVE: "Ein idealer Ort" von Anatol Schuster
CALIGARI-FILMPREIS: "Balikbayan #1 Memories of Overdevelopment Redux III" von Kidlat Tahimik
HEINER-CAROW-PREIS: "B-Movie: Lust & Sound in West-Berlin" von Jörg A. Hoppe, Klaus Maeck und Heiko Lange
Kommentare